Weltkindertag im Rheinpark und Alkoholflaschen im Rheingarten. Das muss nicht sein. Aber auch die Politik und Honoratioren schenkten sich mittags erst mal ein Gläschen Sekt beim Empfang der Stadt Köln ein.

Kritische Stimmen zur Kommerzialisierung des Weltkindertages
Logos, Logos, Logos. Ein wahrer Wettstreit der Beachflags, Promotionzelte und Sponsorenbühnen bot sich dem Betrachter beim heutigen Weltkindertag. Kritische Stimmen sehen diese Entwicklung mit Sorge und nicht zu Unrecht. Alleine das Unternehmen, das unter dem Einbruch der Briefpostzustellung derzeit leidet, nutzte den Sprecher auf seiner Bühne um im regelmäßigen Abstand von etwa zwei Minuten die Worte „Einkauf aktuell“ in den Rheingarten zu posaunen. Das muss nicht sein. Auch gehen die Initiativen dabei unter und das Motto sowieso. Diese Beballerung von Kindern mit Marken und Logos gilt übrigens genauso für den öffentlich rechtlichen Fernsehsender, wie die örtliche Tageszeitung, die Krankenversicherung, den Energieversorger oder den örtlichen Fußballklub Nr. 1. Hier würde sich ein wenig mehr Zurückhaltung besser machen und müsste eigentlich auch von den Initiatoren und Veranstaltern eingefordert werden. Mehr das Spiel und den Spaß in den Vordergrund rücken, als das Abgreifen von Werbematerialien. Und es gibt noch einen Kritikpunkt. Jägermeisterflaschen und Sektflaschen standen munter im Rheingarten herum. Auch die Politik feierte mit Sekt den Sponsorenempfang. Am Tag der Kinder könnte man ja mal auf Alkohol als Erwachsener – vor allem um 13 Uhr mittags – verzichten. Das ist eigentlich nicht zu viel verlangt, vor allem wenn man dann wenige Minuten später Kinder auf der Bühne am Heumarkt gegen Drogen und Alkohol stark machen will.

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma freute sich, dass man in Köln neben Berlin eine der größten Veranstaltungen zum Weltkindertag auf die Beine gestellt bekomme. Schramma forderte die Erwachsenen auf, Kinder stärker einzubeziehen und mitbestimmen zu lassen. Daher unterstütze er das Motto des diesjährigen Weltkindertages „Vorfahrt für Kinderrechte“. Glücklich zeigte sich Schramma auch darüber, dass das Taschenlampenkonzert, das im letzten Jahr aufgrund der Demonstrationen abgesagt werden musste, in diesem Jahr wieder stattfinden konnte. Die Stadt Köln hat einige Kinderrechte aufgelistet, wie etwa Das Recht gewaltfrei aufzuwachsen, das Recht ernst genommen zu werden, das Recht seine Meinung frei äußern zu dürfen, oder auf ausreichende Spiel- und Bewegungsräume.

Die Unicef geht sogar noch ein Stückchen weiter und fordert, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollen. Denn schon vor 20 Jahren hat die Bundesrepublik die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. Die Unicef machte deutlich, dass auch in Deutschland immer mehr Kinder in schwierigen Verhältnissen aufwachsen, etwa in Armut und das die Bildungschancen ungleich verteilt sind.

Insgesamt präsentierten sich heute 114 Stände auf dem Weltkindertag und auf mehreren Bühnen gab es Programm. Unter anderem traten Wilmas Pänz oder die Lucky Kids auf. Unterstützt auch von den bekannten Bläck Fööss Musikern Hartmut Pries und Bömmel Lückerath. Die Veranstalter sprechen von rund 150.000 Besuchern und damit der größten Veranstaltung zum Weltkindertag im Rheinland.

Anne Lütkes, die ehemalige Kölner Bürgermeisterin würdigte das Engagement des scheidenden Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma. Schramma sei neun Jahre lang ein Vorkämpfer für den Weltkindertag und Kinderrechte gewesen und habe die Kinderpolitik in der Stadt Köln durch seine klaren politischen Aussagen maßgeblich mitgeprägt.

[ag]