7.000 Liter Blut pumpt das Herz täglich durch den Körper
Gedämpftes Licht empfängt den Besucher bereits in der Eingangshalle der neuen „Körperwelten“-Ausstellung von Gunther von Hagen. Großzügig verteilt stehen in dem extra für die Schau errichteten Körperwelten-Dom die Plastinate. Einige sind in Glaskästen verstaut, einige stehen frei im Raum. Muskeln und Blutgefäße erzittern bei jedem Schritt, wenn die Besucher das Objekt umrunden. Der ein oder andere wird geneigt sein, die Plastinate zu berühren, um sich zu vergewissern, dass es sich dabei wirklich einmal um echte Menschen handelte.

Im Mittelpunkt der neuen „Körperwelten“-Ausstellung steht dieses Mal der Herz-Kreislauf. Passend dazu sind die präsentierten Plastinate in Aktion zu sehen. Ein Mann versucht eine Frau durch eine Herzmassage scheinbar wieder zum Leben zu erwecken. Die anderen Körper tanzen, fechten, turnen und spielen. Zu sehen sind dabei ihre angespannten Muskeln und Gefäße, in denen einmal das Blut pulsierte. Rote Tonnen in einer Ecke verdeutlichen die Leistung des Herzens. 7.000 Liter pumpt das Herz am Tag durch den menschlichen Körper. Eine Höchstleistung, doch nichts im Vergleich zur Giraffe. Die kann 60 Liter pro Minute in ihren Kopf pumpen und darf in dieser Schau natürlich nicht fehlen. Und tatsächlich findet sich mitten unter den menschlichen Plastinaten eine meterhohe Giraffe.

Verbot entmündigt Bürger
Schon Tage vor der heutigen Eröffnung der Schau sorgte die Ausstellung Gunter von Hagens für Aufregung in Köln. Die Stadt begrüßte die Präsentation der Plastinate zwar grundsätzlich, verbat jedoch gestern das Ausstellen eines Plastinates. Es zeigt zwei Menschen bei dem Geschlechtsakt. Bei diesem Plastinat, so heißt es, würde den Toten nicht mehr das erforderliche Maß an Achtung entgegen gebracht werden. Gunter von Hagen kann diese Entscheidung nicht verstehen. „Das Verbot offenbart ein erbärmliches, ja armseliges Demokratieverständnis Kölns“, meint von Hagen. Es sei eine „Missachtung des Bürgers als Souverän“, so von Hagen weiter. Er kündigte heute an, Klage gegen das Verbot einzureichen – auch um für die Mündigkeit des Bürgers einzustehen. Der solle die Chance haben, selbst zu entscheiden, was er sehen wolle und was nicht. In Berlin und Zürich, so von Hagen, habe es übrigens keine bedenken gegeben. Dort wurden die Plastinate gezeigt.

Tatsächlich erscheint das Verbot der Stadt Köln übertrieben. Präsentiert sich Köln doch jedes Jahr im Karneval als freizügiges Gebiet, in dem auf offener Straße getrunken und gebützt und mehr werden darf. Auch die Ultimate Fighting Championship (UFC), bei dem zwei Männer in einem Käfig in allen Kampfsportarten gegeneinander kämpfen, wurde nicht untersagt. Da stellt sich die Frage, warum die Menschenwürde der Kämpfer unangetastet bleibt, die des Plastinaten-Paares jedoch nicht mehr geachtet werden soll. Schließlich haben sich die Menschen Gunter von Hagen freiwillig zur Verfügung gestellt. Und schließlich ist der Geschlechtsakt der menschlichste Akt der Bewegung, ohne den wir alle gar nicht auf der Welt wären.

Infobox
Körperwelten
19.9.2009 bis 31.1.2010
Körperwelten-Dom
Gummersbacher Str., 50679 Köln-Kalk
Tickets ab 13 Euro

Öffnungszeiten
Montag – Mittwoch: 9 Uhr bis 19:30 Uhr (letzter Einlass 18:00 Uhr)
Donnerstag – Sonntag: 9 Uhr bis 21:30 Uhr (letzter Einlass 20:00 Uhr)

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung