Zum zweiten Mal hat die Stadt Köln in diesem Jahr den Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) ausgeschrieben. 30 Kölner Projekte haben sich dafür im Vorfeld beworben. Drei von ihnen hat die Jury nun zu Preisträgern erkoren. Sie erhalten insgesamt ein Preisgeld von 5.000 Euro. Weitere sechs Projekte bekommen für ihre Idee eine Belobigung ausgesprochen und erhalten dafür eine Urkunde. Die Auszeichnung soll das bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit Behinderung und ihre Projekte stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Entscheidend für die Auswahl war, dass der Erfolg der Arbeit bereits in der Praxis sichtbar ist, das Projekt nachhaltig ist und an dem Projekt Menschen mit Behinderung selbst beteiligt sind.

Filmschule „Pegasus Film & TV“ gewinnt 2.500 Euro
Im Bürgerzentrum Chorweiler hat sich 2006 die Filmschule „Pegasus Film & TV“ gegründet. Die acht Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren haben sich unter dem Motto „Egal ob schwarz oder weiß, türkisch oder deutsch, Mars oder Erde, behindert oder nicht behindert“ zusammengeschlossen. In den vergangenen Jahren haben sie bereits mehrere kurze Filme selbst entwickelt und gedreht. In diesem Jahr haben sie sich in ihrem Film mit dem Thema Behinderung auseinandergesetzt. Hauptfragestellung war dabei der gesellschaftliche Umgang mit diesem Thema. Mit dem achtminütigen Film konnten sie sich gegen alle anderen 29 Kölner Projekte in diesem Jahr durchsetzen. In Zukunft möchten die Schüler nun weitere Filme rund um das Thema Behinderung erarbeiten.

1.500 Euro erhält das Ledo-Mehrgenerationenhaus
In dem Kölner Mehrgenerationenhaus wohnen ältere Menschen gemeinsam mit jungen körperbehinderten Menschen. Das Projekt versteht sich als Modellprojekt für eine zukunftsfähige Wohnform. Ziel des Hauses ist der Aufbau einer sozial stabilen Nachbarschaft, die jedem einzelnen ein Leben in Würde ermöglicht. „Sie haben eine kleine Stadt für alle aufgebaut“, zeigte sich Sozialdezernentin Marlis Bredehorst von dem Mehrgenerationenhaus begeistert. Damit würde das Haus genau dem Kölner Behindertenpolitik-Konzept entsprechen.

1. integrativer Fan-Club des 1. FC Köln belegt dritten Platz
Mit diesem Projekt soll Menschen mit Behinderung die Chance gegeben werden, an dem kulturellen und sportlichen Gesellschaftsleben teilzuhaben. Der 1. integrative Fanclub des 1. FC Köln bietet für Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsame Stadionbesuche an. Denn, so heißt es in der Bewerbung: „Für einen selbstverständlichen Umgang zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gibt es letztlich nur eine Möglichkeit des Lernens, nämlich die alltägliche Begegnung.“ Für dieses Engagement erhält das Projekt nun 1.000 Euro.

Die Belobigungen
Integratives Rollstuhlfahrerboxen
Seit seiner Gründung bietet das Boxcamp MyLife Training sowohl für Menschen mit als auch ohne Behinderung an. Dabei lernen beide Seiten gemeinsam, welche Bewegungen möglich und sportlich effektiv sind.

LEA- Leseclub (Lesen Einmal Anders)
Die Idee wurde in den USA entwickelt und hat sich nun auch in Köln etabliert. Menschen mit Lernschwierigkeiten treffen sich hier in einem Cafe oder einem anderen öffentlichen Raum, um gemeinsam zu diskutieren, zu lesen und schreiben. Denn viele von ihnen haben in diese Fähigkeiten in der Schule nicht erlernen können. Der LEA-Leseclub ist eion Gemeinschaftsprojekt der Universität zu Köln und KuBus e.V.

Niri News
Bei diesem Projekt erstellen nierenkranke, dialysepflichtige und nierentransplantierte Kinder und Jugendliche ihre eigene Zeitung, die „Niri News“. Die Zeitung erscheint zwei Mal im Jahr. Die nächste Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema „Geschwisterkinder“.

Mittendrin e.V.
Der Verein erhielt bereits im vergangenen Jahr eine Belobigung. Und auch das neue Projekt von Mittendrin e.V. überzeugte sie Jury. Entwickelt wurde eine Beratungsstelle für Eltern von Kindern mit Behinderung. Die informiert und unterstützt Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder. Denn immer noch haben nur rund 15 Prozent der Kinder die Möglichkeit, einen Platz an einer integrativen Schule zu bekommen.

Unterstützte Kommunikation
Die International Society for Alternative and Augmentative Communication (ISAAC) unterstützt kommunikationsbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche. Dazu bringen sie den Schüler die Kommunikation mittels Sprachcomputern bei. Ausbilder Frank Klein ist selbst davon betroffen und hat sich in den vergangenen Jahren dazu ausbilden lassen.

VersteckDichNicht e.V.
Bereits 2008 erhielt VersteckDichNicht e.V. für seine Tätigkeit eine Belobigung. Ziel des Projektes ist die Integration von geistig und/oder körperlich behinderten und nicht behinderten Menschen jeden Alters. Gemeinsam entwickelt die Gruppe Theater-, Tanz- und Musikaufführungen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: geralt/ www.pixelio.de]