Es dauerte vier Minuten und drei Fehlwürfe von Pfahl, Tuzolana und Vukovic, ehe Geoffroy Krantz zum 1:0 traf, sein französischer Landsmann Audrey Tuzolana machte es ihm nach und netzte aus dem Rückraum zum 2:0 ein. Die Heimmannschaft kam in den ersten Minuten nicht an Stojanovic vorbei, der an seine herausragende Leistung vom Düsseldorf-Spiel vergangene Woche anknüpfte. Die VfL-Defensive stand sicher, doch viel Kapital schlugen die Oberbergischen nicht aus ihren Ballgewinnen: Vukovic scheiterte zweimal an Weber, nach zehn Minuten stand es immer noch 2:0. Die erste Zeitstrafe des Spiels fing sich Adrian Pfahl ein, doch ein Tor gelang der HSG trotzdem nicht. Erst in der 12. Minute war der Bann gebrochen, Timo Salzer markierte den Anschlusstreffer.

Dem VfL gelang es nicht, den nötigen Druck aufzubauen. Die Angriffsaktionen wurden häufig überhastet abgeschlossen und landeten im Block oder bei Weber. So scheiterten Fäth aus dem Rückraum und Zrnic von außen. Die HSG nutzte die oberbergische  Abschlussschwäche: Christophersen erzielte mit dem ersten Siebenmeter des Tages den Ausgleich: 3:3 (14. Minute). Dass die Uhr Mitte der ersten Halbzeit plötzlich verrückt spielte, verbesserte den Spielfluss nicht. Der Paulchen Panther-Song „Wer hat an der Uhr gedreht“ spielte die Hallenarena zu Recht ein: Minutenlang war das Spiel unterbrochen. Auch diese unfreiwillig Auszeit änderte nicht viel am Spielgeschehen, zwar traf Viktor Szilagyi zweimal hintereinander, doch die HSG glich jedes Mal postwendend aus: 5:5 (18. Minute). Nach einer erneuten Parade von Nikolai Weber ging das Heimteam das erste Mal in Führung, nach einem Abstimmungsfehler in der Defensive spazierten erst Christophersen und dann Alois Mranz durch die VfL-Abwehr und brachten die HSG mit zwei Toren in Front. Beim VfL reihten sich in dieser Phase Fehler an Fehler.

Nach einer starken Abwehraktion von Krantz gegen HSG-Hüne Valo kam wieder etwas mehr Feuer ins VfL-Spiel: Vukovic aus dem Rückraum und Szilagyi per Heber sorgten für den 8:8-Ausgleich. Das beeindruckte die Hausherren jedoch keineswegs: Schnell lag die HSG wieder mit zwei Toren in Front. Szilagyi mit seinem vierten Treffer und Pfahl glichen erneut aus (10:10, 25. Minute), Wetzlar-Trainer Michael Roth reagierte mit der ersten Auszeit des Tages auf den blau-weißen Doppelschlag. In der 27. Minute holte sich der VfL die Führung zurück: Zrnic nutzte einen Tempogegenstoß zum 11:10. Vedran Zrnic baute den Vorsprung per Siebenmeter auf zwei Tore aus, im Gegenzug parierte Goran Stojanovic einen Siebenmeter gegen Christophersen – mit einer 12:10-Führung ging der VfL in die Kabine.

Der VfL kam gut aus der Pause: Pfahl und Tuzolana brachten die Blau-Weißen mit vier Toren in Front – 14:10. Doch entscheidend absetzen konnte sich das Hasanefendic-Team nicht. Die HSG kam wieder ran, Valo glückte in der 37. Minute der Anschlusstreffer zum 14:15. Die Fehlerquote der Blau-Weißen wurde wieder höher, nur selten gelang dem VfL sein Tempospiel aufzuziehen. In der 39. Minute musste Salzer für zwei Minuten auf die Bank, Szilagyi nutzte die Überzahl, traf zum 17:15 und gleich danach zum 18:15. Doch Wetzlar blieb dran und verkürzte erneut: In der 45. Minute gelang Djordjic der Anschlusstreffer zum 18:19. Das Wechselbad der Gefühle hielt für die VfL-Fans an: Szilagyi mit seinem achten Treffer und Pfahl per Siebenmeter bauten die Führung wieder auf drei Tore aus, Djordjic verkürzte erneut: 19:21 (49. Minute).

Doch dann zeigte sich der VfL eiskalt: Szilagyi, Zrnic (nach starker Vorarbeit von Lützelberger) und Gunnarsson schraubten mit ihren Treffern das Ergebnis innerhalb von wenigen Sekunden auf 24:19 hoch (51. Minute). Als dann auch noch Gunnarsson traf und Stojanovic erneut parierte, schmolz der HSG-Widerstand: Nach einem Siebenmetertor von Pfahl führte der VfL mit sechs Toren Vorsprung. Die Oberbergischen zogen nun davon: Stojanovic war kaum zu bezwingen – Gunnarsson, Zrnic, Tuzolana und Lützelberger trafen: die Anzeigetafel zeigte nach 57. Minuten ein 30:20 für den VfL, das Spiel war entschieden. Nach 60 Minuten siegte der VfL Gummersbach in Wetzlar nach einer fantastischen letzten Viertelstunde mit 32:24 und geht als Tabellenführer ins Wochenende.

„Ich bin sehr, sehr zufrieden. Die Mannschaft hat sich sehr gut präsentiert und Charakter gezeigt – die Mannschaft ist weiterhin gesund und lebt. Sie hat nach dieser Leistung heute verdient, wieder an der Tabellenspitze zu stehen. Wie gegen Düsseldorf ist der Knoten in der letzten Viertelstunde geplatzt und die Mannschaft hat innerhalb weniger Minuten mit schnellen Aktionen einen großen Vorsprung herausgespielt, das war sehr gut“, freute sich VfL-Geschäftsführer François Xavier Houlet, der aus einer starken Mannschaft Viktor Szilagyi und Torwart Goran Stojanovic heraushob. 

Auch VfL-Coach Sead Hasanefendic war hochzufrieden: „Beide Mannschaften sind mit einem Sieg ins Spiel gegangen und hatte hohe Erwartungen an den Abend. Wir hatten trotz aller Schwierigkeiten eine gute Woche und haben uns auf das Sportliche konzentriert. Wir wollten die Tabellenführung behalten und haben dafür in der vergangenen Woche sehr hart trainiert. Das Spiel war anfangs sehr eng, doch wir wurden immer sicherer und souveräner. Wetzlar hat mit zwei Verteidigungen gespielt und trotzdem haben wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, das hat mir gut gefallen. Szilagyi und Stojanovic waren für uns heute die Matchwinner, sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Das Ergebnis hätte noch deutlicher ausgehen können, wir hätten in der Schlussphase noch konsequenter sein müssen. Wir fahren nun mit guter Laune nach Hause und genießen eine weitere Woche an der Tabellenspitze.“

„Ich bin sehr enttäuscht von meiner Mannschaft, wir haben nicht das gespielt, was wir können. Das war sehr verkrampft. Uns fehlten das Timing und das Durchschlagsvermögen. Wir haben damit Stojanovic stark gemacht – und gerade das wollten wir unbedingt verhindern. Die letzten zehn Minuten dürfen nicht mehr passieren, wir haben schlecht gespielt“, so HSG-Coach Michael Roth. 

Tore VfL: Vukovic 1, Zrnic 5 , Gunnarsson 4, Krantz 1, Szilagyi 10, Tuzolana 3, Pfahl 7, Lützelberger 1
Paraden: Stojanovic (20/1)
Zuschauer: 3250

[ag; Quelle: VFL Gummersbach]