Seit Freitag sind die Einheiten von Technischem Hilfswerk, Feuerwehr und die Stadtentwässerungsbetriebe dabei die neuen Alu-Hochwasserschutzwände aufzubauen. Das ist Knochenarbeit. Vor allem die schweren Eisenträger die die Alupanele halten, haben es in sich. Bis kurz vor 10 Uhr heute morgen bekamen so die Kölnerinnen und Kölner einen Eindruck davon wie es am Rhein beim nächsten größeren Hochwasser aussehen wird. Seit 10 Uhr bauen die Helfer die Anlage bereits zurück. Es war die erste Übung mit den neuen Hochwasserschutzwänden. Heute Mittag will die Stadt Köln eine Bilanz der Übung veröffentlichen.

Lebensechte Übung
Den Rheinauhafen durchzieht ein langer Steg unter den Kranhäusern. So werden die Bewohner, Mieter und Büroangestellten bei Hochwasser ihre Arbeitsplatz oder ihre Wohnungen erreichen können. Die Kölner Feuerwehr übte heute gemeinsam mit dem Rettungsdienst der Stadt Köln die Rettung einer verletzten Person über die Stege. Auch eine Wiederbelebung mitten auf dem Steg wurde geübt.

Viele Beteiligte an der Übung
Die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, der Straßenbau, das Ordnungsamt, die Häfen Köln und die Stadtentwässerungsbetriebe Köln übten gemeinsam. Neben dem Aufbau der mobilen Wasserschutzwand wurde auch der Rheinufertunnel in der gestrigen Nacht kurzfristig geschlossen. Zwar liegen die letzten großen Rheinhochwasser mehr als 10 Jahre zurück, wer sich aber noch an die Jahre 1993 und 1995 erinnert der weiß, wie wichtig solche Übungen sind. Entlang der Rheinuferstraße musste von südlicher in nördlicher Richtung eine Fahrspur gesperrt werden. Heute Abend bis in die Nachtstunden soll die Übung beendet sein.
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Aktualisiert 17:00 Uhr
Der erste Test mit dem neuen Gerät
Zum ersten Mal, so der Vorsitzende der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) Köln Otto Schaaf, habe man die neue 10 km lange Hochwasserschutzwand und 430 Millionen Euro teuren neuen Hochwasserschutz und das Flutinformationswarnsystem (Fliwas) live getestet. Die Steb ist für den planmäßigen Hochwasserschutz bis zu einer Höhe von aktuell 10,96 m verantwortlich. Erst bei einem höheren Wasserstand ist der Krisenstab bei der Berufsfeuerwehr zuständig. Die Stab möchte diesen Pegelstand allerdings jetzt auf 11,30 m anheben lassen.

Südliche Altstadt wäre überflutet worden
Rund 500 Helfer waren im Einsatz. Das Szenario, dass an diesem Wochenende seinen Höhepunkt im Aufbau der Hochwasserschutzwand fand, begann wie erst jetzt bekannt wurde, bereits letzte Woche. Möglichst realistisch hatte man steigende Pegelstände des Rheins in das Fliwas eingegeben. Dazu hatte man auch noch ein Moselhochwasser angenommen. Mit der siebten Hochwassermitteilung erreichte man schließlich 10,70 m Kölner Pegel. Damit wurde das Aufstellen der Hochwasserschutzwände nötig, ein Schließen des Rheinufertunnels und viele andere Maßnahmen. Das gesamte Szenario wurde von 66 Beobachtern begleitet. Eine Erkenntnis hat man heute schon, trotz millionenschwerer Investitionen, wäre es dennoch zu einer Großschadenslage gekommen. Die südliche Kölner Altstadt wäre überflutet worden. Gott sei Dank war es eine Übung. Grund war aber nicht, dass die Wände zu niedrig sind, sondern, dass man es nicht geschafft hatte die Wand im Rheinauhafen und am Schokoladenmuseum zu schließen. Gründe dafür gabe es viele. Die Fußgänger und Radfahrer die die Arbeiten behindert hätten. Ein weiterer Grund seien die Baustellen im Rheinauhafen gewesen und die unzureichende Stellfläche für die Anlieferung der Teile die zum Aufbau der Hochwasserschutzwand nötig sind. Und das obwohl man statt der insgesamt 10 km langen Wand nur einen Teilbereich von 3,5 km Länge aufgebaut hatte. Eine große Rolle spielt dabei die Steb selbst, die die Wand gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk aufbaut. Die Feuerwehr ist in diese Abläufe nicht integriert.

Feuerwehr übte das Löschen von Bränden von Booten aus
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren dennoch in die Übung integriert. Zum einen, wie report-k.de schon berichtete, bei der Rettung einer Person mit Kreislaufproblemen über die aufgebauten Stege. Zum anderen bei einer Löschübung von den Brandbooten aus. Denn die besondere Lage bei Hochwasser für die Feuerwehr ist, dass sie mit ihren Fahrzeugen oder zu Fuß ein mögliches Feuer nicht erreichen kann. Auch mit dem großen Rheinboot ist das in dem Flachwasser nicht möglich. Daher hält man bestimmte Boote vor, die dann mit Pumpen versehen werden. Der Brand würde in diesem Fall mit Rheinwasser gelöscht.

Erkenntnisse werden ausgewertet und sollen für den Ernstfall einfließen
In zwei Wochen wollen die Steb einen ausführlichen Bericht über die Übung veröffentlichen. Dann sollen auch gewonnene Erkenntnisse in die Einsatzplanung für den Ernstfall einfließen. Denn so wurde erkennbar, zwar arbeitet alles einigermaßen, auch das Fliwas, aber es gibt an mehreren Stellen Nachbesserungsbedarf. Besonders auch bei der Zeitplanung für die mobilen Hochwasserschutzwände. Insofern waren die rund 200.000 Euro, die die Übung gekostet hatte keine Fehlinvestition. Sehr kritisch betrachten muss man allerdings die Öffentlichkeitsarbeit von Stadt Köln und Stadtentwässerungsbetrieben, die durch mangelnde Information eine Begleitung der Übung durch die Medien erschwerten und an vielen Stellen unmöglich machten. Lediglich einen Verkehrshinweis hatte man kommuniziert. Hier hätte man sich, auch in Betracht des nicht unerheblichen öffentlichen Investments und der Erkenntnis das es dennoch zu vermeidbaren Überflutungen gekommen wäre, mehr Transparenz gewünscht, denn nur die schafft Vertrauen. So bleibt ein mulmiges Gefühl, ob im Ernstfall die Steb in der Lage ist, alle Massnahmen in der nötigen Zeit zu koordinieren.


[ag]