Den Anfang machte eine kleine schwarze Kiste, die dem NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) zur Verfügung gestellt wurde. Darin: Fotografien einer Kölner Nonne. Als Krankenschwester hat sie während der NS-Zeit im Krankenhaus Hohenlind gearbeitet. Dort fotografierte sie Schwerverletzte und dokumentierte deren Heilungsprozess. Eine Auswahl dieser Fotos ist nun im NS-Dok zu sehen – künstlerisch überarbeitet durch die Kölner Künstlerin Sabine Würich. Den zerstörten Gesichtern der Menschen stellt sie Landschaftsaufnahmen von historischen Kampfplätzen gegenüber. Im Gegensatz zum Menschen ist ihnen die erlebte Grausamkeit nicht mehr anzusehen. Die Fotos sind kleinformatig. Sie sollen den Betrachter nicht abschrecken. Sie sollen ihm vielmehr die Möglichkeit bieten, richtig hinzusehen, den Menschen hinter dem vernarbten, zerstörten Gesicht zu erkennen. Sie alle haben überlebt – für immer gezeichnet vom Krieg.

Was bleibt
Die neue Sonderaustellung Amnésia des NS-Dok präsentiert ab heute Werke von fünf verschiedenen Künstlern aus Frankreich und Köln, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Sie nähern sich dem Thema auf eine sehr persönliche und eigene Weise. Dennoch sind die Werke von ihnen verbunden. Denn sie alle arbeiten gegen das Vergessen und Verdrängen der Erinnerungen, gegen die Amnesie. Die NS-Zeit haben die Künstler selbst nicht erlebt. Sie versuchen daher nicht, das Vergangene in ein exaktes Bild zu fassen. Vielmehr fragen sie nach den Zeichen der Vergangenheit in der heutigen Zeit. Was bleibt übrig von der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges? Welche Spuren haben der Nationalsozialismus und der Krieg den nachfolgenden Generationen hinterlassen?

Bei ihrer Suche nach geeigneten Künstlern erlebte Kuratorin Karola Fings Überraschendes. „Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg sind in Frankreich kaum ein Thema“, erklärt Fings. Erst nach langer Suche stieß sie auf Pierre Filliquet. Seine Fotografien zeigen die leeren Räume der medizinischen Fakultät von Straßbourg. In ihnen wurden Juden seziert, die in KZs getötet worden waren – aus Euthanasie-Versuchszwecken. Still, kalt und doch drohend sind sie ein Zeugnis der Vergangenheit.

Infobox
Amnésia: 22. August bis 1. November 2009
NS-Dokumentationszentrum
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23-25

Öffnungszeiten
Di – Fr: 10 bis 16 Uhr
Do: 10 bis 18 Uhr
Sa, So: 11 bis 16 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 bis 22 Uhr

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung