Am heutigen Mittwochvormittag, 28. Juli, wurde im Rahmen der gezielten Suche im Vorfeld von Bauarbeiten in Köln-Riehl in der Nähe des Rheins eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es handelt sich um eine 20-Zentner-Bombe amerikanischer Bauart. Der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf wird die Bombe im Laufe des morgigen Donnerstags, 29. Juli, gegen 16 Uhr vor Ort entschärfen. Der Kampfmittelräumdienst hat eine weiträumige Evakuierung rund um den Fundort angeordnet.

Betroffen sind ein Großteil von Riehl und Teilbereiche von Mülheim. Der Ordnungs- und Verkehrsdienst der Stadt Köln beginnt bereits am heutigen Mittwoch, 28. Juli, damit, betroffene Anwohnerinnen und Anwohner darüber zu informieren, dass sie ab den frühen Morgenstunden ihre Wohnungen verlassen müssen. In den Evakuierungsradius fallen unter anderem der Kölner Zoo, das AXA-Hochhaus, das Versorgungsamt, die Jugendherberge sowie die Sozial-Betriebe-Köln GmbH (Zentren für Senioren und Behinderte der Stadt Köln).

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Foto oben: Rettungskräfte evakuierten heute Morgen bettlägerige Bewohner der Heimstätten Riehl


Köln-Linksrheinisch: Informationen für Anwohner zur Evakuierung
Die Stadt bittet Menschen die auf Medikamente angewiesen sind, sich falls notwendig mit Ihrem Medikamentenbedarf für mindestens 14 Stunden auszurüsten. Als Notanlaufstellen hat die Stadt die Sporthalle Nippeser Tälchen und Niehler Kirchweg 35, ausgewiesen. Dorthin ist ein Sonderbuspendelverkehr eingerichtet, der im linksrheinischen Köln von folgenden Punkten aus abfährt:

  • Boltensternstraße/ Ecke Niehler Gürtel
  • Boltensternstraße/ SBK
  • Riehler Straße ggü. Leidener Straße
  • Riehler Straße ggü. Tiergartenstraße
  • Alter Stammheimer Weg
  • Stammheimer Straße/ Ecke Bodinusstr.
  • Stammheimer Straße/ Ecke Riehler Gürtel
    Der Bustransfer ist kostenlos

Für das rechtsrheinische Köln:
Als Notanlaufstelle steht die Sporthalle der Johann-Bendel-Realschule, Danzier Straße 146 a, zur Verfügung. Die Stadt hat einen kostenlosen Sonderbus eingerichtet, der ca. alle 20 Minuten folgende Sonderhaltestellen anfährt:

  • Mülheimer Freiheit/ Ecke Buchheimer Str
  • Am Pulverturm
  • Danzier Straße/ Ecke Deutz-Mülheimer-Str.

Darüber hinaus wurde ein Zufluchtsort im Staatenhaus im Rheinpark eingerichtet. Dort wurden inzwischen auch Krankenhausbetten hingebracht.

Bei Fragen können sich Bürgerinnen und Bürgern zwischen 7 und 19 Uhr an das städtische Call Center unter (0221) 221-0 oder an die Einsatzleitstelle des Ordnungs- und Verkehrsdienstes unter (0221) 221-32 000 wenden. 60 Mitarbeiter der Stadt Köln stehen hier für Fragen zur Verfügung. Bislang hätten sich bereits viele Anwohner mit ihren Fragen gemeldet, berichtete heute Ralf Mayer, Leiter des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln. "Die Leute sind durchweg freundlich und überhaupt nicht verängstigt", so Mayer.

KVB: Beeinträchtigung des Bus- und Bahnverkehrs
Bis zum Zeitpunkt der Bombenentschärfung fahren die Linien 5, 13 und 18 planmäßig weiter. An der „Slabystraße“ und an der „Boltensternstraße“ halten die Fahrzeuge jedoch seit etwa 13 Uhr nur noch, um letzte Fahrgäste aufzunehmen. Das Aussteigen ist dort nicht mehr erlaubt. Sobald die Haltestellen frei sind, werden die Bahnen ab der Haltestelle „Zoo/ Flora“ ohne Stopp durchfahren bis zur Haltestelle „Mülheim/ Wiener Platz“. Kurz vor der Entschärfung werden die über die Mülheimer Brücke verkehrenden Linien ganz getrennt: Die Linie 5, die derzeit zwischen Lenauplatz und Buchheim/ Herler Straße eingesetzt ist, fährt dann nur noch bis „Reichenspergerplatz“, die Linie 13 bis zur „Nußbaumerstraße“, die Linie 18 wird umgeleitet zur Haltestelle „Niehl/ Sebastianstraße“.

Die Buslinie 140 verbleibt auf der Amsterdamer Straße, da die Barbarastraße, die Boltensternstraße und die Stammheimer Straße im Evakuierungsgebiet liegen. Die Seilbahn hat um 15 Uhr ihren Betrieb für den heutigen Tag eingestellt.

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Foto: Die Gitter vor dem Eingang des Kölner Zoo bleiben heute geschlossen

Kölner Zoo bleibt wegen Bombenentschärfung am 29.7.2010 geschlossen
Wegen einer Bombenentschärfung in der Straße „An der Schanz“ in Köln-Riehl bleibt der Kölner Zoo aus Sicherheitsgründen am Donnerstag, den 29. Juli 2010 ganztägig geschlossen. Die Tiere werden zu Ihrer Sicherheit in Ihre Stallungen gesperrt, die Mitarbeiter des Zoos müssen den Zoo während der Entschärfung verlassen. „Wir werden alles tun, was möglich ist, um unsere Tiere, die nicht evakuiert werden können sicher zu versorgen und zu verwahren“, so Theo Pagel, Vorstandsvorsitzender des Kölner Zoos. Eine Mitarbeitern des Zoos informierte heute vor dem Eingan eintreffende Besucher. Es kamen jedoch nur wenige. Ärgerlich war die Schließung des Zoos für Familie Merz aus Witterschlick in der Nähe Bonns. Sie waren extra mit ihrem Besuch aus dem Harz angereist, um einen schönen Tag im Zoo zu verbringen.

INFOBOX:
Folgende Straßen und Bereich sind von der Evakuierung betroffen
Die Straßen werden ab etwa 13 bis 14 Uhr vollständig für den Verkehr gesperrt
Linksrheinisch:
Niederländer Ufer FR Norden (ab Zoobrücke)
An der Schanz
Riehler Straße (ab Zoorbücke)
Stammheimer Str. ab Alter Stammheimer Weg
Riehler Gürtel (ab Esenbeckstr)
Bodiniusstr.
Boltensternstr. ab Flemingstr
Am Molenkopf (ab Cranachwäldchen)
Am Niehler Hafen (ab Stapelkai)
Hansekai
Kuhweg
Mülheimer Brücke
Hertha-Kraus-Str.
Slabystr.
Hittorfstr.
Pionierstr.
Barbarastr. (ab Wettsteinstr.)
Esenbeckstr
Riehler Tal
Goldfußstr.
Ehrenbergstr.
Naumannstr.
Philipp-Wirtgen-Str.
Pliniusstr.
Schachtstr.
Hildegardisstr.
Johannes-Müller-Str. (ab Am Botanischen Garten)
Am Botanischen Garten
Garthestr.
Sieboldstr.
Tiergartenstr.
Rotterdamer Str.
Delfter Str.
Leidener Str.

Die betroffenen Straßenbereiche im rechtsrheinischen Köln
Auenweg (ab Abzweig Mülheimer Hafen)
Hafenstr.
Mülheimer Ufer
Am Pulverturm
Karl-Theodor-Str.
Deutz-Mülheimer-Str. (ab Einmündung Auenweg)
Danzierstr. bis Schleichermacherstr.
Schleiermacherstr (zwischen Deutz-Mülheimer-Str. und Danzier Str.)
Windmühlenstr.
Formesstr.
Flügelstr.
Wallstr. (bis Seidenstr.)
Johann-Bender-Str.
Mainaustr. (zwischen Andraestr. Und Windmühlenstr.)
Papageienstr. (zwischen Andraestr. Und Windmühlenstr.)
Im Bachfeld
Bachstr. (zwischen Formes- und Andraestr.)
Kirchturmstr.
Stöckerstr.
Peschgasse
Ferrenbergstr.
Mülheimer Freiheit ab Krahnenstr.
Uferstr.
Salzstr.
Neustr.
Altstr.
Peter-Müller-Str.
Buchheimer Str. (ab Regentenstr.)
Minzstr.
Kirchstr.
Stammheimer Ufer (von Krahnenstr. Bis Mülheimer Brücke)
Kohlplatz
Lohmühlenstr.

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Foto: Rettungsbus der Berufsfeuerwehr Köln


Rund 6.000 Kölner müssen ihre Wohnungen verlassen

Robert Kilp, Leiter Amtes für öffentliche Ordnung in Köln sprach heute von der größten Evakuierung in Köln seit Jahrzehnten. Rund 6.000 Kölner müssen heute für die Entschärfung der Bombe ihre Häuser verlassen. Betroffen sind davon etwa die Jugendherberge in Köln-Riehl und das „AXA“-Hochhaus. Besonders schwierig gestaltet sich die Evakuierung der Heimstätten Riehl der Sozial-Betriebe Köln (SBK). Dort leben rund 1.100 Menschen, die teils bettlägerig sind. Rund 350 der dort wohnenden Senioren werden heute in der Zeit der Evakuierung einen Ausflug machen. Die rund 250 bettlägerigen Bewohner werden mit Krankentransporten und anderen Fahrzeugen zu Ausweichquartieren gebracht. Die etwa 100 Menschen mit geistiger Behinderung seien bereits evakuiert worden, erklärte heute Mittag Otto B. Ludorff, Geschäftsführer der CBK-Betriebe. Die Bewohner werden in die städtischen Kliniken in Holweide, Merheim, in das Marienkrankenhaus sowie in die weiteren Seniorenstätten der SBK gebracht. Zehn Bewohner, die beatmet werden müssen, wurden in Intensivstationen aufgenommen.

Ordnungsamt läuft alle Häuser ab
300 Kräfte sind derzeit nur mit der Evakuierung der SBK beschäftigt. Die meisten von ihnen sind ehrenamtlich tätig. Ludorff hofft, dass die Evakuierung bis zum geplanten Entschärfungs-Zeitpunkt (16 Uhr) abgeschlossen werden kann. Weitere 130 Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes gehen seit heute 8.30 Uhr die einzelnen Häuser im Evakuierungs-Bereich ab, um die Anwohner zu informieren, berichtete heute Mittag Ralf Mayer, Leiter des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt Köln. Einige Bereiche wie etwa die Kleingartensiedlung oder der Bezirk rund um das Zollamt hätten bereits zu 100 Prozent evakuiert werden können.

 Die meisten Anwohner würden der Aufforderung, ihre Häuser zu verlassen, freundlich nachkommen, so Mayer. Sollten sich Anwohner weigern, kann die Stadt aufgrund der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit einen Platzverweis aussprechen und Anwohner sogar von der Polizei Köln in Gewahrsam nehmen lassen. In der Vergangenheit sei dies jedoch noch nie nötig gewesen, sagte Mayer. Er geht davon aus, dass die Evakuierung bis 16 Uhr abgeschlossen werden kann. Unklar sei derzeit allerdings noch, wie viele Menschen mit Rettungswagen abtransportiert werden müssten. Die Mitarbeiter des Ordnungsdienet

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Foto: Familie Gärtner packte heute nicht wegen der Evakuierung – Sie fahren in den Urlaub


Rhein und Luftraum gesperrt
Bei der Bombe handelt es sich um eine 20 Zentner-Bombe amerikanischer Bauart. Sie wurde früher als so genannte „Wohnblockknacker“ bezeichnet, so Kilp, da sie dazu benutzt wurde, ganze Wohnblocks zu zerstören. Sollet die Bombe explodieren, würden die Gebäude in einem näheren Umkreis vollständig zerstört – etwa die Jugendherberge und das Hochhaus in Riehl. Noch in 1.000 Metern Entfernung wäre eine Erschütterung zu spüren, so Kilp. Neben den Straßen links- und rechtrheinisch muss während der Entschärfung auch der Rhein selbst geschlossen werden. Zwei Kilometer flussabwärts und flussaufwärts von der Fundstelle der Bombe wird dann kein Schiff fahren würden. Und auch der Luftraum wird weitgehend geschlossen. Flugzeuge dürfen während der Entschärfung nur über 2.000 Metern Höhe die Fundstelle überfliegen.

Ruhige Stimmung in Köln-Riehl
Trotz der großräumigen Evakuierung herrschte in Köln-Riehl heute eine entspannte Stimmung. Die meisten Anwohner verließen ohne Angst ihre Häuser. Kaum einer packte seine wichtigsten Habseligkeiten in Koffer. Günter Werker etwa fuhr mit seiner Frau für die Zeit der Evakuierung einfach „in die Stadt zum Bummeln“, so Werker. Sorgen um seine Habseligkeiten machte er sich nicht. „Ich bin versichert“, meinte Werker. Auch Familie Gärtner staunte heute Morgen nicht schlecht, als das Ordnungsamt an der Haustür klingelte. Eigentlich wollte die Familie erst am Abend in den Urlaub fahren. Kurzerhand packten sie nun ihre Koffer und verschoben den Beginn der Reise auf den Vormittag. Während die Straßen immer leerer wurden, joggten und radelten vereinzelte Kölner durch Riehl. Allein die vielen Wagen von Polizei und Feuerwehr und der ständig zu hörende Alarm kündeten davon, dass in Riehl heute Außergewöhnliches geschieht.

Entschärfung der Bombe gegen 18 Uhr
Die Entschärfung der Bombe wird für 18 Uhr angesetzt. Mülheim sei bereits komplett geräumt, teilte die Stadt soeben mit. Im linksrheinischen Sperrbezirk wäen 95 Prozent der Bewohner evakuiert worden. Derzeit müssten noch etwa 80 Personen im Rollstuhl und weitere 80 Liegendtransporte mit Bewohnern des Altenheimes der SBK durchgeführt werden. Nach der Bombenentschärfung sollen alle Bewohner des Altenheimes heute noch wieder nach Riehl zurückgebracht werden. Sobald die SBK vollständig geräumt ist, werden die Hauptverkehrsstraßen, die derzeit noch geöffnet sind, gesperrt, die Verkehrswege (Rheinschiffahrt) mit entsprechender Vorlaufzeit und zuletzt die Mülheimer Brücke, Bahnen. Rund 45 Minuten nach vollständiger Evakuierung des Seniorenheimes  soll die Bombe entschärft werden. Bis 21 Uhr bleibt das Call-Center der Stadt Köln telefonisch für Nachfragen erreichbar.  

[ag, cs]