Oft ist es so, dass man sie so schnell nicht mehr wiedersieht, wenn junge deutsche Vollblüter von großen internationalen Besitzern oder Züchtern gekauft werden. Das dachten die meisten auch, als der Hengst Peligroso im letzten Herbst von Sheikh Mohammed Al Maktoums Elitestall Godolphin erworben worden war. Kaum, dass er das Ratibor-Rennen Krefeld gewonnen hatte, wurde der Deal eingefädelt. Alles ging sehr schnell. Schon ein paar Tage später gehörte er bereits zu den „Blauen“. Aufgrund der komplett blauen Rennfarbe, unter der sie allesamt immer antreten, werden sie weltweit so betitelt. Seit Jahren trainiert diese speziellen Vierbeiner mit so viel blauem (Voll)blut der aus Dubai stammende Saeed bin Suroor, und zwar im britischen Newmarket. Sein Stalljockey ist kein Geringerer als Lanfranco Dettori, ein Italiener, den viele Turfexperten für den zurzeit besten Jockey der Welt halten. Schon sein Vater Gianfranco war ein internationaler Klassereiter.
 
Dass „Frankie“, wie ihn die Engländer liebevoll nennen, am Sonntag mal wieder in Köln reitet, kommt ebenso überraschend und unerwartet wie der Start von Peligroso im 174. Oppenheim-Union-Rennen (17.15 Uhr). Die älteste deutsche Zuchtprüfung ist hierzulande das große und entscheidende Derby-Vorexamen schlechthin. Wer nämlich in Köln gewinnt, galoppiert am ersten Sonntag im Juli in Hamburg-Horn mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Favorit auf. Das könnte in drei Wochen durchaus Peligroso sein. Das 140. Deutsche Derby steht augenscheinlich als großes Saisonziel und dreimal dick unterstrichen auf seiner Agenda. Deshalb lief Peligroso vor kurzem auch schon in München-Riem, wo er zwar eine knappe Niederlage durch den Schiergen-Schützling Saphir hinnehmen musste, das Saisondebüt insgesamt jedoch trotzdem noch im grünen Bereich verlaufen sein sollte.

Eines dürfte allerdings sicher sein: „Frankie“ wird ihn am kommenden Sonntag  keineswegs mehr ganz so offensiv ausrichten wie zuletzt in der Bayermetropole, wo er am Ende vor allem an dem von ihm selbst angezettelten hohen Tempo gescheitert war. In das diesjährige Starterfeld des Oppenheim-Union-Rennens kam Peligroso allerdings erst über eine Nachnennung. Noch am Montag ahnte man hierzulande rein gar nichts davon. Tags darauf tauchte sein Name jedoch bereits erstmals in der Liste der Kandidaten auf. Fürs Kölner Publikum natürlich ein zusätzlicher Knüller, zumal er noch unter Lanfranco Dettori antritt. All jene, die direkt mit seinen sechs Konkurrenten zu haben, werden die überraschende Beigabe zum mit 100.000 Euro dotierten Gruppe-II-Rennen über 2.200 Meter vermutlich mit eher gemischten Gefühlen aufnehmen.

Aber bange machen gilt nicht. Saphir und Andrasch Starke haben es ja schließlich schon vorgemacht, wie Peligroso zu knacken ist. Egon (Jockey: Eduardo Pedroza), Eliot (Terry Hellier), Oriental Lion (Daniele Porcu), Panyu (Filip Minarik), Pennyprince (René Piechulek) und Wiener Walzer (Adrie de Vries) heißen die Gegner – und im Prinzip braucht sich keiner von ihnen zu verstecken. Lediglich Pennyprince hat sich im Vergleich zu den Eindrücken aus der letzten Saison in diesem Jahr bislang überraschend schwer getan. Alle anderen jedoch verdienten durchaus schon ihre Meriten und haben zugleich gute Ansätze in Richtung Zukunft gezeigt.

Wiener Walzer ist nebenbei der erste Starter des Gestüts Schlenderhan nach dem Ableben der Gestütsherrin Karin Baronin von Ullmann, die am 1. Juni im Alter von 87 Jahren verstarb. Natürlich wird die traurige Nachricht gerade am Oppenheim-Union-Renntag noch wie ein schwerer Schatten über dem Weidenpescher Park lasten. Jahr für Jahr ist insbesondere dieser Kölner Renntag keineswegs nur ein großer sportlicher Termin, sondern überdies immer auch ein weit über die Stadtgrenzen hinausreichendes gesellschaftliches  Ereignis.

Was den sportlichen Part angeht, stehen diesmal  neun Prüfungen auf der Karte. Ihre Renntitel beziehen sich mehrheitlich auf die vielfältigen Geschäftsfelder des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. Einen speziell familiären Hintergrund besitzt jedoch das Max von Oppenheim-Erinnerungsrennen (16.05 Uhr), welches mit seiner Traloppo Wettchance des Tages das einzige Rennen des Tages mit  Viererwette ist. Sage und schreibe 25.000 Euro – einschließlich eines Jackpot von 12.896,71 Euro – beträgt hier die garantierte Auszahlung in der besagten Viererwette.

Renntag, 14.6.2009
Erster Start: 14.00 Uhr
Letztes Rennen: 18.15 Uhr

Kölner Renn-Verein 1897 e.V.
Rennbahnstr. 152
50737 Köln
Tel: 0221-974 50 50
www.koeln-galopp.de

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