Die Ankündigung des Jüngsten Gerichts
Vier Reiter jagen mit verzerrtem Gesicht eine entsetzte Menschenschar. Engel schlagen mit riesigen Schwertern um sich. Posaunen, Monster, Stürme und Krieg beherrschen die Szenerie. So drastisch die Darstellung, so Furcht einflößend das Thema: Was Albrecht Dürer in seinen 16 Holzschnitten zeigt, ist nichts Geringeres als die Apokalypse nach der Offenbarung des Johannes. Diese Serie der großformatigen Blätter, alle entstanden um die Jahre 1497/ 1498, begründete den Ruhm des Nürnbergers. Zu sehen sind sie nun im graphischen Kabinett des Wallraf-Richartz-Museums.

Feine schwarze Striche auf weißem Papier. Obwohl Dürer keine Farben verwendete, strotzten die Bilder vor Gewalt und Blut. Vielleicht gilt die Serie gerade darum als die erfolgreichste Bebilderung des Johannes Textes. Dürer vermischt in ihnen als junger 27-Jähriger erstmals spätgotischen Expressionismus und Naturalismus. Darüber hinaus lässt er immer wieder Figuren, ob Hund oder Mensch, den Betrachter des Bildes direkt anblicken. Unangenehm berührt sieht der sich so plötzlich dem Blick eines vor Leiden verzerrten Gesichts ausgesetzt. Das erinnert: auch für ihn kommt das Jüngste Gericht.

Rundgang der Schrecknisse
Bewusst präsentiert das Wallraf die Bilder alleine und verzichtet auf erläuternde Texttafeln zu theologischen, historischen und literarischen Aspekten des Themas. „Wir wollen, dem Betrachter die Welt dieser Schrecknisse allein durch das Auge darbieten“, erläutert Uwe Westfehling, Kurator der Ausstellung. Lediglich zwei Bibeln –  eine auf Deutsch, eine auf Englisch – erlauben den Blick auf den Text der Offenbarung. Auch überraschend versteckt, hängen die Holzschnitte im graphischen Kabinett im zweiten Stock des Museums. Sie bilden in einer abgetrennten Nische einen Rundgang – vom Titelblatt bis zum Engel mit dem Schlüssel zum Abgrund. Doch die Abgeschiedenheit hat ihren Sinn. Hier soll man ungestört die Kraft der Bilder auf sich wirken lassen, meint Wetfehling.

Infobox
Dürers Apokalypse: 11. Juni bis 13. September 2009
Wallraf-Richartz-Museum
Obermarspforte (am Kölner Rathaus)

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr
Jeden Donnerstag Abendöffnung bis 22 Uhr (außer an Feiertagen)
Samstag und So 11 bis 18 Uhr
Montags geschlossen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung