„Wir haben ein sehr gutes Jahr erlebt.“, betonte Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums (NS-Dok) heute bei der Vorstellung des 156 Seiten starken Jahresberichts über das vergangene Jahr. „Wir haben uns seit unserer Entstehung aus der Nische zu einem Zentrum entwickelt. Damit hat bei der Eröffnung des Dokumentationszentrums niemand gerechnet. Heute sind wir sind eine Gedenkstätte, ein Lernort aber auch eine Forschungseinrichtung.“ so Jung. Tatsächlich haben sich die Besucherzahlen innerhalb der letzten sechs Jahre verdoppelt. Insgesamt kamen allein im vergangenen Jahr 52.000 Besucher in das EL-DE-Haus. Dabei kam nur ein Viertel der Besucher aus Köln selbst. Die meisten Gäste kamen aus dem nähren Umland, aber auch aus Belgien und Holland. Neben den Besucherzahlen stiegen auch die Einnahmen. Im Vergleich zum Vorjahr sogar fast um elf Prozent auf insgesamt gut 113.000 Euro.

Ehemalige Hinrichtungsstätte bald auch Gedenkort
Ein wichtiger Meilenstein im Jahr 2008 war der Ratsbeschluss im Dezember für die räumliche Erweiterung des EL-DE-Hauses. Ab 2012 werden die bis dahin an eine Galerie vermieteten Räumlichkeiten dem NS-Dok zur Verfügung stehen. Damit erhält das Dokumentationszentrum weitere 955 Quadratmeter Fläche. In den Räumen sollen dann die Sonderausstellungen gezeigt werden. Die derzeitigen Räume der Sonderausstellung werden zu einem Lernzentrum umgestaltet. „Nicht nur die Größe der Fläche, sondern auch ihr Charakter sind eine Bereicherung für uns.“, meint Jung. Denn zu der neuen Fläche gehört auch die ehemalige Hinrichtungsstätte im Innenhof. Diesen möchte der Direktor in den Gedenkort Gestapogefängnis einbeziehen. Gerne würde Jung dafür dem Düsseldorfer Künstler Bogomir Eckert ein Denkmal abwerben. Eckert hatte für das Denkmal für Opfer der NS-Militärjustiz einen Vorschlag eingereicht, der Jung besonders gut gefiel. Nun möchte er diesen Entwurf für den Innenhof gewinnen.

Neu im Jahr 2008: Die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus
Seit dem 1. August gehört das NS-Dokumentationszentrum nun offiziell zu dem Verbund der Kölner Museen. „Wir haben uns immer auch als historisches Museum verstanden, darum freuen wir uns über diese Entwicklung. Wir fühlen uns in diesem Kreis gut aufgehoben.“, sagt Jung. Durch die Aufstockung des Kulturetats im letzten Jahr hat auch das NS-Dok profitiert. So konnte eine neue Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs) eingerichtet werden. In dessen Zentrum steht die Arbeit mit Jugendlichen. Darüber hinaus organisierte die ibs im vergangenen Jahr Workshops, Vorträge und eine große Fachtagung zum „Feindbild Islam“. Durch die finanzielle Unterstützung konnte außerdem die halbe Stelle der Museumspädagogik auf eine volle Stelle ausgebaut werden. Im letzten Jahr konnte so das neue Kindermobil „Geschichtenkoffer“ ins Leben gerufen werden. Mit diesem Koffer voll Materialien kommen die Museumspädagogen an Schulen und andere Einrichtungen, um mit den Kindern über Themen rund um den Nationalsozialismus zu sprechen. Ziel der Arbeit ist weniger die Vermittlung von Faktenwissen, sondern die Einsicht in die Mechanismen und Umstände. Was ließ die Menschen zu Zuschauern, Mitläufern und Anhängern werden. Für die gute Vermittlung der Geschichte wurde das NS-Dok 2008 außerdem mit dem Freya-Stephan-Kühn-Preis des Landesverbands nordrhein-westfälischer Geschichtslehrer gewürdigt.

NS-Dok benötigt weitere Mitarbeiter
Für dieses Jahr rechnet Direktor Jung mit weniger Einnahmen als 2008, denn donnerstags erhalten alle Besucher kostenlosen Eintritt in die Dauerausstellung des NS-Dok. Auch 2009 sind zahlreiche Projekte und Aktionen geplant. Unter anderem wird im Mai die Gedenkstätte neu eröffnet. Des Weiteren sollen einige Räume der Dauerausstellung im Verlauf des Jahres umgestaltet werden. Das größte Ziel Jungs ist jedoch der Aufbau eines Dokumentationsbereiches. Dazu sollen alle erhaltenen Fotos, Dokumente und Nachlässe digitalisiert und erfasst werden. Derzeit wird allein die Hälfte der Fotos unsortiert im NS-Dok aufbewahrt. Darunter befinden sich beispielsweise zahlreiche Fotoalben einer Kölnerin, die ihr Leben von den 20er bis Ende der 70er Jahre in Jahresalben dokumentiert hat. Die Datenbank soll anschließend Forschern, Studenten und Interessierten im Internet zur Verfügung gestellt werden. Um dieses ehrgeizige Projekt durchzuführen, benötigt das NS-Dok jedoch weitere Mitarbeiter. „Die derzeitige halbe Stelle für Dokumentation müsste auf drei volle Stellen ausgebaut werden.“, sagt Jung. „Die Dokumentation ist schließlich das Kernstück unseres Dokumentationszentrums.“, so der Direktor weiter.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung