Englischunterricht ab der ersten Klasse ist sinnvoll und bringt klare Lernerfolge. Das belegen die Forschungsergebnisse, die mehrere Wissenschaftler im Amtsblatt des Schulministeriums vorstellten. Die Ergebnisse bestätigen, dass es richtig ist, den Englischunterricht in Klasse 1 zu beginnen, wie es in Nordrhein-Westfalen seit dem Schuljahr 2008/2009 die Regel ist.

Professor Jörg-U. Keßler von der PH Ludwigsburg zeigt, dass Grundschulkinder frei sprechen lernen und ein ausgezeichnetes Hörverstehen haben. Sie erreichen problemlos Stufe A1 des europäischen Referenzrahmens. In den weiterführenden Schulen kann dies weiterentwickelt werden. Die Gründe für das Vorziehen des Unterrichts auf Klasse 1 finden sich erneut bestätigt: Jüngere Kinder können besser fremde Laute korrekt nachbilden und durch ihre größere Unbefangenheit lernen sie leichter als ältere Kinder. Dass Grundschüler beim Lernen "Fehler" machen, was oft als "Beweis" für den Misserfolg des frühen Unterrichts gewertet wird, sei nicht haltbar. Die Analysen zeigten, dass solche Fehler entstehen, wenn Kinder erkannte Regeln übergeneralisieren und auf Ausnahmen anwenden. Die "Fehler" seien somit Etappen beim Lernen. Professor Heiner Böttger von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Professor Michael Legutke von der Justus-Liebig-Universität Gießen bezeichnen den frühen Englischunterricht ebenfalls als wissenschaftlich bewiesenen Erfolg.

Zwischen 2005 und 2008 wurde in Nordrhein-Westfalen eine umfangreiche wissenschaftliche Begleitung des Grundschulenglischunterrichts ab Klasse 3 durchgeführt. Unter dem Namen „EVENING“ wurde im Auftrag des Ministeriums für Schule und Weiterbildung und einem fünfköpfigen wissenschaftlichen Beirat ergebnisoffen evaluiert, welche Fertigkeiten Grundschulkinder am Ende der Klasse 4 in den Bereichen Hören, Lesen und Sprechen in der Fremdsprache Englisch erworben haben. 83 Prozent der untersuchten Kinder – insgesamt mehr als 1.700 Schülerinnen und Schüler – erreichen im Hörverstehenstest mindestens 50 Prozent der möglichen Punktzahl; 35 Prozent der Kinder erreichen sogar das obere Drittel der Skala.

Ein interessantes Nebenergebnis der Studie war, dass viele Kinder besser abschneiden als ihre Lehrkräfte es für möglich hielten. Damit wird deutlich, dass Lehrkräfte ihren Lernern durchaus Spracherlebnisse „zumuten“ dürfen und die Kinder durch anspruchsvollen Englischunterricht in ihrem Spracherwerbsprozess noch stärker fordern und fördern sollten.

[ag; Quelle: Land NRW; Foto:knipseline/www.pixelio.de]