Köln | aktualisiert | Nach der Randale von rund 300 Fußballanhängern der Vereine Köln, Dortmund und Schalke mitten am Samstagnachmittag in der Kölner Innenstadt am Rudolfplatz im Vorfeld des Freundschaftsspiels des Kölner Clubs mehren sich die Stimmen aus der Politik, die von den Fanclubs eine eindeutige Distanzierung von Straftätern fordern. Auch der 1. FC Köln hat sich zu Wort gemeldet.

Fotostrecke: Nach der Fanrandale auf dem Rudolfplatz >

Der FC distanziert sich

Schon auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am 23.April 2012 als Werner Spinner zum neuen FC Präsidenten gewählt wurde, erklärte dieser, dass „Gewalt hat im Fußball nichts verloren“ habe, man sich aber „Zweifel vor die Fans stellen müsse.“ Spinner ergänzte damals, dass man sich aber nicht vor Straftäter stellen werde. In einem ähnlichen Duktus veröffentlichte der Verein gestern Nachmittag auf seiner Internetseite ein Statement und erklärte, dass man zu darüber hinaus gehenden Stellungnahmen nicht bereit sei. [Der Wortlaut am Ende des Artikels] Man werde die Polizei und Staatsanwaltschaft bei deren Ermittlungen unterstützen, sieht sich aber in der Opferrolle und nicht in Komplizenschaft zu den Tätern auf dem Rudolfplatz. Man werde weiter im Dialog mit der Fanszene bleiben, aber nur mit denen, die friedlich seien. Zudem schreibt man: „Wir fordern darüber hinaus die gesamte Fanszene in Deutschland auf, sich von gewaltsuchenden Gruppen zu distanzieren und sie aus der Szene zu drängen.“

FDP fordert Reiseverbote für Hooligans an Spieltagen

Die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag will die Ausschreitungen im NRW Plenum zum Thema machen und legt eine klaren Forderungskatalog auf. So fordert die FDP, dass sich Gewalttäter die bekannt seien, an Spieltagen künftig in den Polizeirevieren ihrer Heimatorte melden sollten. Also die Einführung von Meldeauflagen, die zum Ziel haben die Anreise zu einem Auswärtsspiel, den Zutritt zum Stadion oder den Aufenthalt in dessen Nähe zu verhindern.

„Zwar fordert der Innenminister schärfere Stadionverbote, aber ohne verstärkten Einsatz von Meldeauflagen reisen Randalierer – wie jetzt in Köln geschehen – dennoch an“, bemängelt der sportpolitische Sprecher der FDP Fraktion Lürbke. „So bleiben die Forderungen des Ministers letztlich nur ein zahnloser Tiger.“ Die FDP-Fraktion habe sich bereits Ende 2012 für striktere Meldeauflagen sowie ein konsequentes Vorgehen gegen Randalierer im Umfeld von Sportveranstaltungen eingesetzt. Die Landesregierung habe die Vorschläge der FDP jedoch abgelehnt, bedauert man bei den Liberalen.

Dialog und Straftäter isolieren

Andreas Kossiski, MdL für die SPD, spricht sich für eine differnzierte Betrachtung aus. So seien die Hools vom Rudolfplatz keine Fans, sondern Straftäter. Daher fordere er auch eine uneingeschränkte Distanzierung durch Fanorganisationen und eine Verurteilung solcher Straftaten als unbedingt notwendig. Kossiski: „Ein Freundschaftsspiel zu nutzen, um weit außerhalb des Stadions eine Massenschlägerei anzuzetteln und damit unbeteiligte Dritte und den öffentlichen Straßenverkehr zu gefährden, hat zweifelsfrei nichts mit Fußball zu tun. Das müssen nach diesem Zwischenfall auch unabhängige Fanorganisationen und die Ultra-Szene erkennen, die für sich den Anspruch erheben, ein fanfreundliches Stadionerlebnis bieten zu wollen.“

Das Fanorganisationen, die sich am Wochenende in Berlin getroffen hatten, den Brief des NRW-Innenministers Jäger als „Kampfansage“ betitulierten, kann der Kölner SPD Mann nicht nachvollziehen. „Die Massenschlägerei im Vorfeld des Kölner Freundschaftsspiels verdeutlicht die Notwendigkeit, zwischen Fußballfans und Straftätern zu unterscheiden.“ Statt von einer Kampfansage Jägers zu sprechen, sollten Fanorganisationen und Polizei zum Dialog bereit sein, um Krawallmacher und Straftäter zu isolieren, so Kossiski.

Kein Verein sei Tote und Schwerverletzte wert

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert, dass sich die Fußballfans in ganz Deutschland endlich von den Gewalttätern in den eigenen Reihen trennen. „Es war reines Glück, dass wir gestern nicht den ersten Toten beklagen mussten. Aber wenn einzelne Fangruppen weiter brutalen Gewalttätern eine Bühne für ihre Straftaten bieten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es im Umfeld der Fußballspiele zu Toten kommt“, warnte der nordrhein-westfälische GdP-Vorsitzende Arnold Plickert. „Dabei wissen auch die Fans: Kein Verein ist Tote und Schwerverletzte wert.“

Zwar habe es auch in der Vergangenheit gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Fangruppen gegeben, aber Zahl und Brutalität der Übergriffe hätte in den letzten Jahren massiv zugenommen, so Plickert. „Bundesweit gibt es 4000 Gewalttäter, die nicht am Fußball interessiert sind, sondern ausschließlich zu den Spielen anreisen, weil sie eine Gelegenheit zu Übergriffen auf die Fans anderer Vereine und die eingesetzten Polizisten suchen“, erklärte der GdP-Vorsitzende.

Die GdP unterstützt ausdrücklich die Linie von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), der eine härtere Gangart gegenüber gewalttätigen Hooligans angekündigt hat. „Die gestern in Köln festgenommenen 50 Straftäter, sind genau die Fußball-Intensivstraftäter, die Innenminister Jäger meint. Gegen sie müssen alle, die für die Sicherheit bei den Spielen verantwortlich sind – Vereine und DFB, Polizei und Justiz –, konsequent vorgehen“, fordert Plickert. „Und wir müssen prüfen, ob bei diesen Gruppierungen nicht die Strukturen krimineller Vereinigungen vorliegen.“

Aktualisiert 21.1.2014: Auf Nachfrage von report-k.de unter anderem ob die Zahlen der Teilnehmer an der Schlägerei, 60 Schalker und 180 Kölner und Dortmunder Fans waren, oder ob es sich bei dem Verletzten um einen Schalker Fan handelte, oder Personen beteiligt waren, die der Polizei bekannt waren, antwortete der für das Verfahren zuständige Kölner Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn: „Bezugnehmend auf Ihre Anfrage kann ich Ihnen derzeit nur mitteilen, dass hier bei der Staatsanwaltschaft Köln bezüglich der Vorfälle vom 18.01.2014 ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachtes der gefährlichen Körperverletzung eingeleitet worden ist. Auf der Grundlage des derzeitigen Ermittlungsstandes können darüber hinausgehende weitere Einzelheiten derzeit weder bestätigt oder dementiert noch kommentiert werden.“

[infobox]Stellungnahme des 1. FC Köln [im Wortlaut, kursiv gesetzt]

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen von Schlägerbanden auf dem Kölner Rudolfplatz am Samstagnachmittag nimmt der 1. FC Köln Stellung.

Der 1. FC Köln ist so wie alle anderen Kölnerinnen und Kölner schockiert und bestürzt über die Gewaltexzesse auf dem Rudolfplatz am Samstagnachmittag. Wir vertrauen den zuständigen Strafverfolgungsbehörden und werden sie, wo dies möglich ist, bei der Ermittlung und Aufklärung der Vorfälle unterstützen. Der FC wird sich in Absprache mit der Polizei daher auch nicht zum Fortgang der Ermittlungen äußern. Wir hoffen, dass die Ermittlungen zügig zum Abschluss gebracht werden.

Grundsätzlich gilt jedoch: Der 1. FC Köln ist ein Fußballverein. Es ist uns weder möglich, noch unser Ansinnen, die Verantwortung für kriminelle Schlägertrupps zu übernehmen, die den Fußball als Plattform nutzen, um Straftaten zu begehen. Wir sind nicht Komplizen, sondern Opfer dieser Leute.

Sollten die Ermittlungen ergeben, dass an den Gewalttaten vom Samstag Personen oder Gruppen beteiligt waren, die auch nur entfernt mit der Fanszene des 1. FC Köln in Verbindung stehen, dann werden wir alles in unserer Macht stehende tun, um diese Personen oder Gruppen aus dem Umfeld unseres Clubs zu entfernen. Der 1. FC Köln steht zum Dialog mit der aktiven Fanszene, mit Fans und Mitgliedern. Doch mit Schlägern und Kriminellen kann es keinen Dialog geben. Wir fordern darüber hinaus die gesamte Fanszene in Deutschland auf, sich von gewaltsuchenden Gruppen zu distanzieren und sie aus der Szene zu drängen.

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Autor: ag
Foto: Einer der Festgenommen am Rudolfplatz in Handschellen