Seit zehn Jahren erforscht FilmInitiativ Köln Filme aus und über Köln, von den Anfängen der Kinematographie bis heute. Zusammen mit den Kölner Filmhaus zeigt der Verein in der Reihe „Köln im Film – Filmgeschichte(n) einer Stadt – im Kino und im Internet“ am 23., 25. und 26. Januar 2009 eine Auswahl an Schätzen aus seinem Archiv, beginnend bei den ersten Filmaufnahmen aus Köln.

Die erste Filmvorführung in Köln
„Der Photograph des Hauses Lumière hat in letzter Woche mit dem Cinèmatographen hierselbst verschiedene Original-Aufnahmen Kölner Scenen gemacht, welche in etwa zehn Tagen zur Vorführung gelangen werden“ – so kündigte der Kölner Local-Anzeiger am 8. Mai 1896 die erste Filmvorführung in Köln an. Der Kameramann der Brüder Lumière, Charles Moisson, hatte mit dem Cinematographen vier Kurzfilme von jeweils 40 Sekunden gedreht, die den Dom, die Ankunft eines Zuges, die Potonbrücke und das Panorama der Stadt zeigten. Die über 100 Jahre alten Aufnahmen dokumentieren den Beginn der deutschen Filmgeschichte in Köln. Ein Hommage an das Kino ist „Lumiére et Compagnie“ (F 1995, 90 min), ein halb dokumentarischer, halb fiktionaler Film, für den 40 namenhafte Regisseure wie John Boorman, Jaques Rivette, Costa Gavras, Spike Lee und Michael Haneke jeweils kurze Sequenzen mit dem Cinematographen gedreht haben.

Köln im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Das Filmprogramm widmet sich auch der Kölner Nachkriegszeit und den Erinnerungen jüdischer Menschen an ihre Kindheit während des Nationalsozialismus. Ein Beitrag aus der Wochenschau vom 22. Juni 1945, die britisch-deutsche Kurzfilmproduktion „A School in Cologne“ von 1948 und das seltene Zeitdokument „Köln nach dem Kriege“ der Kölner Filmemacher Friedrich und Ludwig Epkens zeigen die zerstörte Stadt und den Alltag der Kölner nach dem Zweiten Weltkrieg. In „Schalom Alaaf“ (Regie: Gerhard Schick, Frank Schauder) blicken sechs jüdische Frauen und Männer aus der Ferne zurück auf ihre Geburtsstadt. „Die vergessenen Kinder von Köln“ ist eine Suche nach den Spuren von 1000 Juden, die im Juli 1942 von Köln aus nach Minsk deportiert wurden.

Die Gegenwart: Vier Jugendliche und ihr Leben in Köln
Der Blick wird ebenfalls auf die Gegenwart der Stadt gerichtet. Die Regisseurin Bettina Braun porträtiert in „Was lebst du“ (2004) vier Jugendliche aus dem Jugendzentrum „Klingelpütz“. Die Jungs aus albanischen, marokkanischen, tunesischen und türkischen Familien wollen raus aus dem Viertel und eine Ausbildung beginnen. Vier Jahre später hat Bettina Braun die Jugendlichen erneut getroffen. In „Was du willst“ beginnen sie, ein selbstständiges, selbstverantwortliches Leben auf die Reihe zu kriegen, was gar nicht so leicht ist.

Termine

Freitag, 23. Januar, 19 Uhr
Die ersten Kölnfilme (D 1896, jeweils 40 sek.)
Danach: Lumière et Compagnie (F 1995, 90 min., OmU)
Zu Gast: der Filmhistoriker Martin Loiperdinger, Autor des Buches „Film & Schokolade“

Sonntag, 25. Januar, 17 Uhr
Kamerarundfahrt Köln (Wochenschau „Welt im Film“ vom 22.6.1945, 2’30 min)
Köln nach dem Kriege (Friedrich und Ludwig Epkens, D 1948, 42 min)
A School in Cologne (Wallace Graham, GB/D 1948, 14 min)

Sonntag, 25. Januar, 19 Uhr
Schalom Alaaf (Gerhard Schick undf Frank Schauder, D 1996, 45 min)
Zu Gast: Gerhard Schick
Die vergessenen Kinder von Köln (Jürgen Naumann, D 2006, 60 min)
Zu Gast: Jürgen Naumann

Montag, 26. Januar, 19 Uhr
Was lebst du? (Bettina Braun, D 2004, 84 min)

Montag, 26. Januar, 20.45 Uhr
Was du willst (Bettina Braun, D 2008, 42 min)
Zu Gast: Bettina Braun

Alle Filmvorführungen werden im Kölner Filmhaus gezeigt
Maybachstr. 111
50670 Köln

[cs; Foto: National Archives, Washington]