Dortmund | „Wir haben nicht nur Geld erhalten, wir haben einen Prozess der Verständigung und Versöhnung angestoßen.“ Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks in Dortmund (IBB Dortmund) und Mit-Initiator der neuen Holocaust-Gedenkstätte Trostenez in Belarus, zog erfreut Bilanz. Die Summe von 150.000 Euro hatte das IBB Dortmund am 27. Januar erreicht. Die Bethe-Stiftung verdoppelt die Summe.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Holocaust-Gedenkstätte in naher Zukunft entsteht.“Mit Beträgen von 15 bis zu 15.000 Euro unterstützten Privatpersonen, die Evangelischen Landeskirchen von Westfalen, aus dem Rheinland und von Hessen-Nassau, die Evangelischen Kirchen Hamburgs, die Zeit-Stiftung aus Hamburg sowie mehrere Städte das Vorhaben. Die Bethe-Stiftung mit Sitz in Köln erhöhte die Summe durch eine Spenden-Verdopplungs-Aktion. Am 27. Januar 2014 war die Gesamtsumme erreicht.

„Wir freuen uns besonders über die große Unterstützung, die unsere Initiative in den beteiligten Städten Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Köln gefunden hat“, sagte Peter Junge-Wentrup. Bürgermeister Böhrnsen aus Bremen, das EL-DE-Haus in Köln, der Trägerkreis Hamburg und auch der Trägerkreis Berlin setzten sich mit besonders großem Engagement für die ungewöhnliche Initiative ein. „Es war uns sogleich, als wir durch das IBB – dessen gute Arbeit wir sehr schätzen – davon erfahren haben, ein Anliegen, uns für das Projekt Trostenez zu engagieren“, sagt Erich Bethe, Vorstand der Bethe-Stiftung. „Es handelt sich um einen weiteren, fürchterlichen Vernichtungsort der Nationalsozialisten (unserer Vorfahren) und zudem wohl um den einzigen in Europa, der noch keine Gedenkstätte hat.“

Impuls aus Deutschland für Holocaust-Gedenkstätte „Der Weg des Todes“

Zur Erinnerung: Eine deutsche Ko-Finanzierung in Höhe von einer Million Euro soll den Anstoß geben zur Realisierung der neuen Gedenkstätte „Der Weg des Todes“. Sie erinnert an den größten Vernichtungsort in Belarus während der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944. Schätzungen zufolge wurden dort mehr als 206.000 Menschen getötet, verscharrt, später exhumiert und verbrannt. Den Entwurf für die Gedenkstätte hat der international bekannte, belarussische Architekt Leonid Lewin erarbeitet. Der Baubeginn scheint nun in greifbarer Nähe: Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hat einen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro in Aussicht gestellt. Weitere 500.000 Euro hat das IBB Dortmund beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik beantragt.

Grundsteinlegung am 8. Juni 2014

Am 8. Juni 2014 wird der symbolische Grundstein für die neue Gedenkstätte in der Nähe der belarussischen Hauptstadt Minsk gelegt. Eine Kapsel mit Namen von Opfern wird dazu auf dem Gelände der geplanten Gedenkstätte hinterlegt, in der Nähe der insgesamt 34 Massengräber. Sobald der deutsche Anteil in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung steht, kann das Bauprojekt beginnen. Die Stadt Minsk als Bauherr erhält Zuschüsse von deutscher Seite jeweils nach Baufortschritt.

Falls in den kommenden Monaten weitere Zuwendungen eingehen sollten, so das IBB, fließe das Geld in die geplanten Gedenkbücher. Das IBB Dortmund möchte die Schicksale der Deportierten aus Deutschland dokumentieren, um einen Impuls zur Beschäftigung mit einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte zu geben.

[infobox]

Über den Vernichtungsort Trostenez:

Trostenez war der größte Vernichtungsort in Belarus während der deutschen Besatzungszeit von 1941 bis 1944. Zwischen 50.000 und 206.500 Menschen wurden dort getötet, verscharrt, später exhumiert und verbrannt.

1941 und 1942 wurden mehr als 22.000 deutsche Bürger mit jüdischen Wurzeln aus Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Köln und Hamburg, sowie aus Theresienstadt und Wien nach Minsk und Trostenez deportiert. Sie hatten die Illusion, dass die nationalsozialistische Führung ihnen dort die Möglichkeit geben würde, eine neue Existenz aufzubauen. Die Namen wurden mit großer Genauigkeit in Listen verzeichnet. In Minsk angekommen wurde die Mehrzahl der Deportierten jedoch sofort getötet und in Gruben verscharrt. Ausführliche Informationen zum Stand der historischen Forschung enthält die Dokumentation „Der Vernichtungsort Trostenez in der europäischen Erinnerung“. Das IBB hatte im September 2013 eine Spendenaktion für eine Gedenkstätte in Trostenez gestartet. Sie wird unter anderem von Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt.

[/infobox]

Autor: dd | Foto: IBB Dortmund
Foto: Entwurf der Gedenkstätte Trostenez