Kraftvoll wirbelt der Apache seine Partnerin über dem Kopf. Grotsk verrenkt hängt sie über seiner Schulter. Das war im Paris der 20er Jahre kein ungewöhnliches Bild. Denn bei dem populären Apachentanz wurden die Tänzerinnen für diesen Höhepunkt oftmals von Gummipuppen gedoubelt. Beckmann zeigt hier eine reale Szene Pariser Varietes, in denen er das Verhältnis zwischen Zuhälter (franz. „Apache“) und Prostituierter abbildet.

Ausstellung mit Blick auf Domchor
Zwei Jahre lang wird der „Apachentanz“ nun im Museum Ludwig in Köln zu sehen sein. Zusammen mit drei weiteren Gemälden und einer Skulptur reiste es von der Kunsthalle Bremen an den Rhein. Denn das Bremer Domizil der Werke wird umgebaut und schickte darum bedeutende Werkgruppen aus ihrem Bestand in 20 deutsche Museen als „Noble Gäste“. Neben dem „Apachentanz“ werden außerdem die Bilder „Selbstbildnis mit Saxophon“, „Sinnende Frau am Meer“, „Schiphol“ und die Skulptur „Mann im Dunkeln“ in Köln gezeigt. Das Museum Ludwig verfügt bereits über eine Sammlung von Gemälden Beckmanns. Die Leihgaben werden nun in die bestehende integriert und in einem gesonderten Raum mit Blick auf den Domchor ausgestellt.

Die „Noblen Gäste“ im Museum Ludwig

Selbstbildnis mit Saxophon
Im „Selbstbildnis mit Saxophon“ zeigt Beckmann sich noch als selbstbewusster, bohemienhafter Künstler in Paris. Das Saxophon verbildlicht den modernen Zeitgeist über en Bezugpunkt des Jazz. In seiner Skulptur „Mann im Dunkeln“ präsentiert Beckmann sich dagegen als suchender, zweifelnder Künstler, dessen Weg durch die politischen Umstände unsicher geworden ist.

Mann im Dunkeln
Mit dem „Mann im Dunkeln“ ist im Museum Ludwig kein Unbekannter zu Gast – ein weiteres Exemplar des Bronzegusses war über viele Jahre als Leihgabe in der Sammlung beheimatet. 1934 ist sie als Beckmanns erste Skulptur entstanden, kurz nachdem die Nationalsozialisten ihn seines Lehramtes an der Städelschen Kunstschule enthoben hatten. Das Werk vermittelt ein Gefühl tiefer Unsicherheit, die den Künstler während der folgenden Jahre begleiten sollte. Beckmann schuf  damit eine zeitlose Metapher existentieller Gefährdung und zugleich eine Art inneres Bild von sich.

Schiphol
„Schiphol“ zeigt den zerbombten Amsterdamer Flughafen. Das Bild entstand 1945, als Beckmann sich in den Niederlanden im Exil befand. Aus dieser Zeit besitzt das Museum Ludwig eine Reihe von Figurenbildern, deren Motive in Bars und Varietés angesiedelt sind. Trotz des vielfach pessimistischen Untertons spiegeln sie Beckmanns kleine Fluchten aus der Realität der Kriegsgeschehnisse.

Sinnende Frau am Meer
Das Landschaftsbild geht sparsam mit der Farbe um. Die weibliche Figur wird klassisch einem rätselhaftem Betrachtungsgegenstand gegenübergestellt. Aus ihrem Sinnieren über den Gegenstand entsteht vor der Weite des Meeres ein melancholisch-romantischer Grundzug.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung