Köln | Am nördlichen Ende der Shell Raffinerie in Köln-Godorf steht jetzt eine Wellblechhalle mit Namen „Safety Center“ in der Shell in Zukunft seine eigenen Mitarbeiter, aber auch die von Fremdfirmen für das Thema Sicherheit sensibilisieren will. Der Kölner Raffinerie-Direktor Bram Steenks gab die Losung für alle Arbeiten aus „Es geht sicher oder es geht nicht!“ Das Unternehmen war nach einer Serie von Unfällen, Brand und Leckagen in die Kritik geraten.

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Die Pannen- und Unfallserie bei Shell der letzten zwei Jahre

Im Jahr 2012 trat Kerosin aus und bildete einen riesigen Kerosinsee und es kam zu mehreren weiteren Leckagen bei denen unter anderem Heizöl austrat. Im Jahr 2013 wurde ein Mitarbeiter eines Dienstleisters tödlich und zwei weitere schwer verletzt. Im Januar 2014 brannte der Tank 304, gefüllt mit Toluol und einen Monat später trat mehrfach Schwefelwasserstoff aus. Und dies waren nur die großen Störfälle. Jetzt hat Direktor Steenks unter dem Titel „Goal Zero“ die drei Losungen ausgegeben:

No Harm – Keine Verletzungen
No Leaks – Keine Undichtigkeiten
Compliance – Keine Regelverstösse

Er machte deutlich, dass die Ereignisse der letzten beiden Jahre nicht für Shell akzeptabel seien und diese nicht zu den 20 Jahren zuvor passen würden. Man habe Vertrauen verloren und wolle dies jetzt wieder gewinnen. Eine Maßnahme sei, dass man einen Compliance Manager berufen habe. 2013 habe man das 5-Jahres Rohrleitungsprogramm begonnen, bei dem alle Leitungen überprüft werden sollen und das 2018 abgeschlossen sein werde. Steenks betonte, dass alle Leitungen überprüft werden. In Godorf sind die meisten Leitungen aus den 60er Jahren, auf dem Gelände in Wesseling sind manche Leitungen sogar aus den späten 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die acht Leitungen der Nordtrasse in Wesseling von der Raffinerie zum Tankfeld 311 an der Autobahn werde für 10 Millionen Euro komplett neu gebaut.

Bei den Meldungen von Schadensfällen auf die Bevölkerung Rücksicht nehmen

Man habe ein hervorragendes Verhältnis zur Kölner Berufsfeuerwehr und festgestellt, dass man auf die Gefühlslage der Bevölkerung mehr Rücksicht zu nehmen habe, wenn es zu Störfällen käme. Der Brand des Toluol Tankes sei fachlich und sachlich als eine so genannte D 2 Lage einzuordnen. Es gebe vier D-Lagen. Erst ab einer D 3 Lage müsse die Bevölkerung gewarnt werden. Steenks betont, dass bei dem Brand nie eine Gefährdung für die Bevölkerung bestanden habe. In Zukunft wolle man auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung Rücksicht nehmen und habe daher mit der Berufsfeuerwehr Köln beschlossen, anders zu alarmieren.

Das Safety Center

Das neue Shell Safety Center solle in Zukunft jeder durchlaufen, der bei Shell arbeiten möchte. Zwei Stunden lang geht es durch Stationen wie Vorfertigung, Rohrleitungsmontage, Hochdruckreinigung, Persönliche Schutzausrüstung oder Behälter und Feuerwehr. Dort sollen die Handwerker Fehler erkennen und werden in Sicherheitsfragen geschult. Daher werden falsche Werkzeuge gezeigt oder erklärt wie man sicher arbeitet. Eigentlich Dinge die in jeder Lehrlingsausbildung zum Grundwissen zählen. Aufgehängt sind Bilder von Unfällen oder des Brandes des Tankes. Im Safety Center wird nicht gearbeitet, sondern lediglich Fehler und richtige Anwendungen gezeigt.

Nach dem Safety Center erwartet die Stamm- und die neuen Mitarbeiter eine Woche später eine Unterweisung durch das Management bei Shell. Zudem will man mit mehr Stammmitarbeitern arbeiten, auch bei den Dienstleistern und die Fluktuation verringern.

[infobox]Die Shell-Raffinerie in Zahlen

Shell gibt an, dass 1.600 fest angestellte Mitarbeiter in Wesseling und Godorf arbeiten. Dazu kämen 1.300 Kontraktoren, also Mitarbeiter von Dienstleistern und 100 Auszubildende. Man verarbeite 16 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr. Davon werden sieben Millionen Tonnen zu Mobilitätsrohstoffen, wie Shell es nennt, verarbeitet. In der Rheinland Raffinerie werden, so das Unternehmen, 15 Prozent des in Deutschland verbrauchten Kerosins, 11 Prozent des Superbenzins und 11 Prozent des Dieselkraftstoff hergestellt. Drei Millionen würden zu Heizöl und sechs Millionen Tonnen für die chemische Produktion hergestellt.

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Autor: Andi Goral
Foto: Dieter Hövelmann erklärt die Station Rohrleitungsbau