Lange Tradition
Seit 18 Jahren finden jetzt Geisterzüge immer am Karnevalssamstag statt. Der erste im Jahr 1990/91. Damals tobte der erste Golfkrieg und der offizielle Karneval wurde abgesagt. Abgesagt, weil die Polizei aufgrund der aktuellen Sicherheitslage nicht genügend Mitarbeiter hatte und so die Züge nicht absichern konnte. Der erste Zug ging den gleichen Weg, wie der Rosenmontagszug, allerdings beteiligte sich der offizielle Karneval.

Thema Verarmung
Der Geisterzug in diesem Jahr klagt an, dass die Einkommen in den letzten Jahren kaum gestiegen sind und immer mehr Menschen aus ihren Beschäftigungsverhältnissen gedrückt, schlechter bezahlte Stellen akzeptieren müssen oder werden arbeitslos werden. Dazu kommt, dass die Preise insbesondere bei Energiekosten steigen. Damit verarmen auch Menschen, die sich bisher zur Mittelschicht gezählt haben. Die Macher des Geisterzuges leiten dies aber nicht nur von der aktuellen Finanzkrise ab, sondern sehen in der Verarmung ein strukturelles Problem. So lebten Mitte des letzten Jahres alleine 12.000 Menschen in Köln von Hartz IV. Jedes vierte Kind in Köln ist von Kinderarmut betroffen. Das die Macher des Geisterzuges ein heißes Thema angepackt haben, wird anhand einer Studie deutlich, die über mehrere Jahre an der Kölner Universität entstanden ist.

Studie zeigt, dass Trennung zwischen arm und reich in Köln am stärksten
Zwischen 1990 und 2005 hat in deutschen Großstädten die Trennung von Migranten und Nicht-Migranten abgenommen, zwischen Arm und Reich hingegen zugenommen. Während Ersteres als Hinweis auf eine stärkere Integration der Migranten gewertet werde kann, deutet Letzteres auf eine zunehmende soziale Spaltung in den deutschen Großstädten hin. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Studie des Forschungsinstituts für Soziologie der Universität zu Köln. Der Soziologe Prof. Dr. Jürgen Friedrichs und der Diplom-Geograph Sascha Triemer haben die 15 größten deutschen Städte untersucht. In ihrem Buch "Gespaltene Städte" Soziale und ethnische Segregation in deutschen Großstädten?

Arm und ausgegrenzt
Die Studie macht zudem deutlich, dass im Untersuchungszeitraum die Armut nicht nur zugenommen hat, sondern auch räumliche Auswirkungen zeigt. So konzentrieren sich beispielsweise Personen, die Sozialhilfe beziehen, in wenigen Stadtteilen. Und: In Stadtteilen mit einem mittleren oder hohen Anteil von Armen steigt dieser Anteil weiter an. Nach den Ergebnissen der Studie ist die sozialräumliche Trennung von Armen und Nicht-Armen gegenwärtig in Köln am stärksten, in Stuttgart dagegen am geringsten. Die Autoren erklären die räumliche Absonderung vor allem durch drei Faktoren: eine hohe Arbeitslosenquote, geringe Fortzüge der Deutschen und einen hohen Anteil an Sozialwohnungen. Dagegen führt die Wirtschaftkraft einer Stadt nicht automatisch zu geringeren Anteilen von Armen und einer geringeren räumlichen Absonderung.

Der Zugweg
Start war um 19 Uhr an der Schillingsrother Straße Ecke Zum Engelshof, Fußweg zu Am Lennarzhof, Birkenstr., An den vier Linden, Grüngürtelstr., Urftstr., Siegstr., Sürther Str., Siegfriedstr., Ringelnatzstr., Blücherstr., Walther-Rathenau-Str., Uferstr., Barbarastr., Auf dem Brand, Rheinstr., Karlstr., Kirchstr., Mittelstr., Wilhelmstr., Frankstr., Brückenstr und löste sich unter der Rodenkirchener Brücke am Heinrich-Lübke-Ufer auf.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung