Etwa 150.000 Frauen in Köln von häuslicher Gewalt betroffen
Steigende Zahlen bei Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt sind für Gleichstellungsamtsleiterin Christine Kronenberg mehr als Anlass genug, betroffene Frauen und deren Angehörige oder Freunde auf entsprechende Hilfen hinzuweisen. „20007 gingen bei der Polizei und 3.000 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt ein, 2003 waren es rund 1.600. Die Zahl ist weiter steigend, berichtet Kronenberg. „Der Grund, warum es mehr anzuzeigen gibt, ist nicht, dass es mehr Fälle an sich gibt, sondern, dass mehr Frauen sich trauen, solche Fälle anzuzeigen. Eine Studie des Bundesfrauenministeriums hatte ergeben, dass etwa 40 Prozent aller Frauen in Deutschland von Gewalterfahrungen betroffen waren.“ Rechnet man das auf Köln hoch, kommt man auf 150.000 Frauen mit entsprechenden Erlebnissen“, so Kronenberg.

Annonyme und kostenlose Hilfe
Überraschend war für die Leiterin des Gleichstellungsamts, dass bei vorherigen Aktionen am Infostand in der Schildergasse Frauen von persönlichen Erfahrungen berichteten: „Spätestens im fünften Satz erzählten etwa ältere junge Frauen, dass sie bei einer Mitschülerin solche Fälle vermuten oder ältere Frauen berichteten, dass sie selbst geschlagen wurden“, erinnert sich Kronenberg. „Dann nennen wir ihnen entsprechende Beratungsstellen, wo Frauen Hilfe finden. Annonym und kostenlos.“ Zudem sind zwei Beraterinnen am Infostand vor Ort.

Hilfen im Links- und Rechtsrheinischen
Eine der Beratungstellen ist die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt in Köln-Kalk. Träger ist die Diakonie Michaelshoven. Sie betreut betroffene Frauen im Rechtsrheinischen. Das linksrheinische Pendant dazu leitet der Sozialdienst Katholischer Frauen. Die Interventionsstellen werden nach dem Gewaltschutzgesetz von 2003 informiert, wenn eine Frau Strafanzeige gegen ihren gewalttätigen Partner erstattet. Ist die Frau einverstanden, schickt die Polizei ein Fax mit den Daten des Opfers an die Stellen. Die nehmen dann Kontakt mit der Frau auf und suchen nach Lösung. „Allein Ende November haben wir bereits 521 solcher Faxe erhalten, im vergangenen Jahr hatten wir mehr als 800“, sagt Marina Walch von der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt in Köln-Kalk.

Sinnvoll findet es Marina Walch mit der Präventionsarbeit bei Kindern zu beginnen. „Da müsste man in den Schulen das Rollenbild von Frau und Mann besprechen.“ Als vorbildhaft empfindet Walch ein Projekt in Mecklenburg-Vorpommern, wo es eine Interventionsstelle für betroffene Kinder gibt. „So was wäre prima für Köln.“

Informationen darüber, welche Arten von Hilfe es für betroffene Frauen und Menschen in ihrem Umfeld es gibt, sollen am kommenden Mittwoch im Studio Dumont vermittelt werden. Zum Thema „Häusliche Gewalt geht uns alle an – Was kann ich tun?“ werden Referenten der Beratungsstellen, der Polizei und eine Rechtsmedizinerin den Interessierten Rede und Antwort stehen.

Infobox:
Infostand in der Schildergasse
25. November, 12 bis 16 Uhr

Infoabend: „Häusliche Gewalt geht uns alle an – Was kann ich tun?“
26.November, 19 Uhr
Studio Dumont
Breite Straße
Haltestelle: Appellhofplatz

Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt in Köln-Kalk
Telefon: 0221/ 8209416
E-Mail:
fbs-kalk@diakonie-michaelshoven.de

Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt
Sozialdienst katholischer Frauen
Tel.: 0221/9520440
E-Mail:
gewaltschutz@skf-koeln.de

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Maren Beßler/www.pixelio.de