Köln | Am heutigen Montagmittag war Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles in Köln Ossendorf, um sich gemeinsam mit Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln und gleichzeitig Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks einen Eindruck von dem Bildungszentrum Butzweilerhof und dem dort angebotenen „Kölner Bildungsmodell“ der Kammer ein Bild zu machen.

Schwerpunktthema: „Kölner Bildungsmodell“

Ein Schwerpunktthema ihres Besuchs waren die Förderlehrgänge der Handwerkskammer für 25- bis 35-jährige Arbeitssuchende ohne Berufsausbildung – das sogenannte „Kölner Bildungsmodell“. Nahles besuchte dazu die Metall- und Tischlerlehrwerkstätten des Bildungszentrum, wo im Rahme des Bildungsmodells Praxis-Schulungen durchgeführt werden. Dabei kam die Ministerin auch ins Gespräch mit Lehrgangsteilnehmern. So auch mit Patrick F. (25) und Tobias H. (37), die beide eine Berufsausbildung zum Tischler im Rahmen des „Kölner Bildungsmodells“ begonnen haben. Tobias H. war zuvor Lehramtsstudent, musste sein Studium jedoch abbrechen, da das Land NRW 2011 seine Lehramtsstudiengänge von Staatsexamen auf das Bachelor-Master-System umgestellt hatte. Studierenden wie Tobias H., die noch nach dem alten System studieren, droht nun die Exmatrikulation. Wie Patrick F. durchlief H. eine sechswöchige Profiling-Phase. In dieser Phase werden den Teilnehmern verschiedene Berufsfelder vorgestellt. Dabei soll die individuelle Eignung für einen Beruf ermittelt werden. Für die beiden fiel die Wahl schnell auf den Tischlerberuf. Beide finden die Förderlehrgänge der Kölner Kammer sehr gut. „Hier ist alles auf dem neuesten Stand“, so Tobias H.

Projekt 2014 gestartet – bisher 300 Teilnehmer

Das Besondere an dem Bildungsmodell ist, dass es sich der teilweise schwierigen Lebenslage der Projektteilnehmer flexibel anpasst. So ist es beispielsweise möglich, nach Abschluss eines von mehreren Qualifizierungsbausteinen, in die die Ausbildung unterteilt ist, vorübergehend pausiert und eine Vollerwerbsstelle angenommen werden kann um danach wieder mit dem nächsten Lehrgangsbaustein fortzufahren. Neben der Wissens- und Fertigkeitsvermittlung im Bildungszentrum absolvieren die Teilnehmer auch regelmäßig Betriebspraktika.

Das Profiling startete Mitte 2014, seitdem haben laut Kölner Handwerkskammer rund 300 Personen ein solches Profiling durchlaufen, 250 von ihnen haben mit Ausbildungsbausteinen begonnen. Finanziert wird die Maßnahme durch das Jobcenter Köln. Das „Kölner Modell“ habe Vorbildcharakter für die Qualifikation von Menschen in einer Kernzielgruppe der 25 -bis 35-Jährigen so Nahles. Momentan sei das Projekt befristet, man prüfe Möglichkeiten zu einer Fortführung.

Mehr Rechtssicherheit für junge Flüchtlinge in Ausbildung gefordert

Weitere Themen, die Nahles mit Kammerpräsident Wollseifer und dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, Ortwin Weltrich, im Vorfeld der Besichtigung besprochen hatte, waren die berufliche Integration von Zuwanderern, die langfristige Fachkräftekräftesicherung im Handwerk sowie Projekte zur Berufsausbildung von jungen Flüchtlingen. Vor allem hier brauche man vonseiten des Bundes mehr Rechtssicherheit beim Status der Flüchtlinge, die sich in einer Ausbildung befänden, so Wollseifer. Für die dringend notwendigen Sprachkurse, die einer Ausbildung vorangingen, werde mehr Geld benötigt, so Nahles. Sie werde sich dafür einsetzten. Für 2015 seien hierfür noch Gelder im Rahmen des Europäischen Sozial-Fonds verfügbar, für 2016 sei die Finanzierung noch nicht ausreichend gedeckt.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles (Mitte) ließ sich von Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln (links) und Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln (rechts), das Bildungszentrum Butzweilerhof der Handwerkskammer in Köln-Ossendorf zeigen.