Köln | Heute fand im Kölner Dom die Trauerfeier für den am 30. Mai im Alter von 88 Jahren verstorbenen Verleger Alfred Neven DuMont statt. Freunde, langjährige Weggefährten sowie zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur sowie viel Kölner Prominenz erwiesen dem Ehrenbürger der Stadt Köln die letzte Ehre.

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So waren unter den Trauergästen neben zahlreichen Vertretern aus Kölner Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner, NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans, Präses i. R. Manfred Kock, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland anwesend. Ebenfalls unter den Trauergästen: Gérard J. Corboud, Mäzen und Stifter (Wallraf-Richartz-Museum) sowie WDR-Intendant Tom Buhrow.

Domprobst Gerd Bachner eröffnete die Trauerfeier. „Danken wir Gott, was Herr Alfred Neven DuMont alles in seinem Leben vielen Menschen gegeben hat“, so Bachner in seiner Rede. Die Familie des Verstorbenen hatte in den beiden ersten Bänken Platz genommen. Links neben die Witwe Hedwig Neven DuMont saß die NRW-Landesmutter, daneben Tochter Isabella Neven DuMont. Sohn Konstantin Neven DuMont saß während der Trauerfeier getrennt vom engsten Familienkreis zwischen Kölns OB Jürgen Roters und dem Sachen-Anhaltinischen Ministerpräsidenten Haseloff auf der gegenüberliegenden Bank rechts des Altars.

Feldhoff: „ein großer Mensch mit Ecken und Kanten“

Der ehemalige Domprobst Norbert Feldhoff, der auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen die Trauerfeier leitete, sprach von diesem als „bedeutende Persönlichkeit“. „Es wäre völlig unangemessen, in dieser Stunde von dem Verstorbenen ein Heiligenbild zu zeichnen“, so Feldhoff. „Wir würden ihm nicht gerecht und mit Sicherheit wollte er das auch nicht. Er war eine große Persönlichkeit, in gleicher Weise geschätzt und gefürchtet. Er war ein großer Mensch mit Ecken und Kanten. – Aber gibt es überhaupt große Menschen ohne Ecken und Kanten? – Wenn jemand glaubt, ein großer Mensch ohne Ecken und Kanten zu sein, dann möge er sich doch einmal vorsichtig prüfen, ob er sich nicht mindestens in einem Punkt irrt.“

Zu diesen Ecken und Kanten habe auch der Austritt Neven DuMonts aus der katholischen Kirche gehört, so Feldhoff weiter in seiner Rede. Vor dem Wieder-Eintritt in die Kirche aber er zahlreiche Gespräche mit dem Verstorbenen geführt. „Mir ist bewusst geworden, dass Alfred Neven DuMont ein suchender Mensch war.“, so Feldhoff.

Monsignore Pirmin Spiegel würdigt sozial-karitatives Engagement

Monsignore Pirmin Spiegel vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor betonte in seiner Rede das sozial-karitative Engagement des Ehepaars Alfred und Hedwig Neven DuMont und der DuMont-Stiftung. Er erinnerte sich in seiner Rede an eine Situation am 29. März 2014, den 87. Geburtstag des Verstorbenen, den er gemeinsam mit Neven DuMont und zahlreichen Kindern in einem noch nicht fertiggestellten Schulgebäude in Nairobi verbrachte. In dieser Situation bekomme das sozial-karitative Engagement des Verstorbenen „ein sehr deutliches Gesicht“, so Spiegel und weiter: „Er sagte zu seiner Frau Hedwig, fest ihre Hand drückend, dass es der schönste und wertvollste Geburtstag seines Lebens sei.“

Oberbürgermeister Roters: „eine Lücke, die so schnell nicht zu schließen ist“

„Wenn ein Mensch von uns geht, der seiner Heimatstadt so verbunden war, der das Bild dieser Stadt nach innen und nach außen über Jahrzehnte so mitgeprägt hat, dann bleibt eine Lücke, die so schnell nicht zu schließen ist.“, so Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters in seiner Rede im Anschluss an den Gottesdienst. Roters würdigte das große Verdienst des Kölner Ehrenbürgers Neven DuMont. „Wir alle haben der großen Verlegerpersönlichkeit viel zu verdanken. Ohne sein Wirken hätte Köln sich nicht zu einer der führenden Medien- und Zeitungsmetropolen entwickeln können.“ Er sei ein geschätzter Wegbegleiter gewesen, aber auch ein „unbestechlicher Kommentator und Kritiker“, so Roters.  „Als homo politicus wollte er sich einmischen. Ihn bewegten die politischen Themen, von der internationalen Politik bis zur lokalen Agenda. Und er bewegte sie. Ihn interessierten die Menschen, die in der politischen Verantwortung stehen oder sie anstreben.“

Den Großen aus Politik und Zeitgeschehen habe sich Alfred Neven DuMont als charmanter Gastgeber und eindringlicher Gesprächspartner gezeigt, so Roters. „Gerade wenn es um seine Herzensanliegen ging, etwa die israelisch-deutsche Aussöhnung oder die Anbahnung einer neuen Ostpolitik, wurde an seiner Tafelrunde ein Stück deutscher Geschichte geschrieben.“

Alfred Neven DuMonts ganz besondere Zuneigung habe dem Wallraf-Richartz-Museum gegolten, dessen Stiftungsratsvorsitz er bis zuletzt innehatte. „Seine Familie übergab dem Museum drei besonders wertvolle Bilder als Dauerleihgabe, darunter die berühmte „Madonna von Lucca“ aus dem Jahr 1260. Er selbst setzte sich zeitlebens für den Verbleib der Bilder im Wallraf-Richartz-Museum ein. Kunstverstand und Mäzenatentum gingen Hand in Hand.“  Dieses Zusammenspiel habe auch die tiefe Freundschaft zu dem Kunstsammler Gerard Corboud begründet, so der OB. „Es fanden sich zwei kongeniale Persönlichkeiten, vereint in dem Willen, unserer Stadt etwas Großes und Gutes zu geben.“

„So entstand die Fondation Corboud; das Wallraf-Richartz-Museum wurde um eine unvergleichliche Sammlung impressionistischer Malerei reicher. Corboud und Neven DuMont engagierten sich mit gleicher Leidenschaft für den Erweiterungsbau des Museums auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhauses Kutz. Hier wird ein architektonisches Juwel entstehen als Verpflichtung der Stadt ihren Mäzenen gegenüber. Dieses Versprechen gilt über den Tod Alfred Neven DuMonts hinaus.“, so Roters.

Kilz: „bis zuletzt an die Zukunft der Zeitung geglaubt“

Hans Werner Kilz, ehemaliger Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ und Mitglied des Aufsichtsrats des Verlagshauses M. DuMont Schauberg sprach der Familie sein tiefes Beileid aus.
„Als ich die Nachricht vom Tode Alfred Neven DuMonts erhalten habe, hatte ich für einen Moment das Gefühl, die Welt sei stehen geblieben.“, so Kilz weiter: „Alfred Neven DuMont war ein großer Verleger.“ Er erinnerte an seine ersten Begegnungen mit Neven DuMont aus seiner Zeit als Student in den 1960er Jahren in Düsseldorf, als er den Verstorbenen als Dozenten erlebte, der damals schon Geschäftsführer des Kölner Verlagshauses gewesen sei. Er habe ihn mit seinem weltoffenen Auftreten beeindruckt. „Es war für mich eine glückliche Fügung, dass wir uns in den letzten Jahren wieder begegnet sind und dass er mir aufgetragen hat, Mitglied des Aufsichtsrats zu werden und daraus eine sehr intensive, aufrichtige Zusammenarbeit wurde.“, so Kilz.

Viele Chefredakteure hätten es als Herausforderung empfunden, für Alfred Neven DuMont zu arbeiten. Die despotischen Züge, die dem Verstorbenen nicht zu Unrecht nachgesagt würden, beschrieben die eine Seite seines Lebens, so Kilz, „die alltäglich gelebte Menschlichkeit die andere“. Neven DuMont habe zu den intensivsten und schärfsten Kritikern seiner eigenen Blätter gezählt, so Kilz. Chefredakteur einer Zeitung zu sein, die jeden Morgen als erstes von dem Verleger gelesen werde, zähle nicht zu den vergnüglichsten Dingen eines Redaktionsleiters.

„Am Ende trieb ihn die Zeit vor sich her“

„Am Ende trieb ihn die Zeit vor sich her.“, so Kilz über den Verstorbenen in seiner Rolle als Verleger. Er habe die Veränderungen im Verlagswesen wahrgenommen „und sie stimmten ihn nachdenklich“. Alfred Neven DuMont habe immer höhere Ziele für seine Zeitungen gehabt als nur Rendite, so Kilz. „Als klassischer Verleger war er immer stolz darauf, seine Gewinne mit Produkten zu verdienen, die unabhängige Journalisten erstellten.“Er habe an das geschriebene Wort geglaubt. Das habe den Verstorbenen auch dazu verleitet, „Blätter zu kaufen, die ihre Beste Zeit schon hinter sich hatten“. Er habe sie erhalten wollen. „Dabei überlagerte der Wunsch, Verleger einer überregionalen einflussreichen Zeitung zu sein, den gebotenen Geschäftssinn.“, so Kilz. Der Druck auf die Redaktionen habe zugenommen, Etats seien gedeckelt, Stellen gestrichen, Honorare gekürzt worden. Auch seien Mitarbeiter aus betriebsbedingten Gründen gekündigt worden. Der Verstorbene habe bis zuletzt an die Zukunft der Zeitung geglaubt „und war doch wie wir alle unsicher geworden, ob sie denn eine Zukunft habe, ob das Publikum überhaupt noch eine Zeitung lesen wolle.“, so Kilz.

„Ein Glücksfall für unser Land“

Alfred Neven DuMont habe ein reichhaltiges Leben geführt, so Kilz. „Wir verbeugen uns vor einem Menschen, der als Verleger, als Publizist und Unternehmer seinen Anteil zum Aufbau einer starken Bundesrepublik geleistet hat.“, so Kilz und weiter: „Alfred Neven DuMont war ein Glücksfall für unser Land. Als Verleger, als Demokrat, als einer, der sich eingemischt, der geholfen und etwas vorangebracht hat.“ Mit Blick auf das großformatige Portrait des Verstorbenen schloss Kilz seine Rede mit: „Danke, Alfred Neven DuMont.“

Trauerfeier schließt mit „Heimweh nach Köln“

Mit „Heimweh nach Köln“ von Willi Ostermann stimmte der Erwachsenenchor St. Stephan zum Abschluss der Trauerfeier kölsche Töne an, die Trauergemeinde verließ den Dom.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Im Kölner Dom fand heute die Trauerfeier für den verstorbenen Verleger und Ehrenbürger der Stadt Köln Alfred Neven DuMont statt.