Finanzkrise und Ehrenfeld
Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der die Veranstaltung eröffnete, stellte zunächst einmal die Frage inwiefern die globale Finanzkrise auch die Unternehmen in Ehrenfeld betreffen könnte und forderte daraus, dass das Sparkassengesetz erhalten werden müsse. Gerade die stadtteilnahe Versorgung mit Filialen vor Ort sei wichtig, damit der Mittelstand auch weiterhin die Gelder erhalte, die er für seine Entwicklung benötige. Positiv wertet Wirges auch die Verlängerung der Stadtbahnlinie 5 bis zum Butzweilerhof und deren Entwicklung im Rahmen eines „Private-Public-Partnership“-Programmes. Die wurde im Rahmen der Ansiedlung einer neuen Filiale des schwedischen Möbelgiganten IKEA beschlossen.

Ehrenfeld und die globalen Entwicklungen
Wilhelm Blume, Gastgeber des 1. Ehrenfelder Wirtschaftsforums in den Balloni-Hallen, forderte die Politik auf, auch die jungen Unternehmer aus Ehrenfeld, wie etwa der Körner Straße, besser einzubinden und diese auch einzuladen. Blume wertete das Wirtschaftsforum als guten Anfang Netzwerke zu bilden. Der Gastgeber des 2. Wirtschaftsforums Rüdiger Büttner, der die Autohaus KIERDORF Vertriebs GmbH vertrat machte deutlich wie global selbst ein Autohaus im Stadtteil Ehrenfeld aufgestellt sein kann. Am 19. April 2008 wurde das Kölner Traditionsunternehmen, mit immerhin 71 jähriger Geschichte, von der in Deutschland als I.C. Autohandel Beteiligungen GmbH, Düsseldorf, die Teil einer japanischen Universalhandelsgruppe ist übernommen. Das Mutterhaus in Japan hat 650 Tochterunternehmen und weist einen Umsatz von rund 60 Mrd. US-$ im Jahr aus und ist börsennotiert. Die I.C. Autohandel Beteiligungen GmbH hat deutschlandweit einen Umsatz von 140 Millionen Euro und sei, so Büttner, auf weiterem Expansionskurs und suche weitere Autohäuser. Diese aktuelle Strategie zeige, dass der Standort Ehrenfeld, an dem das Unternehmen 65 Mitarbeiter beschäftige sicher sei.

Das Autohaus, dessen Händlervertrag mit Ford im Jahr 1936 geschlossen wurde, existiert an der Oskar-Jäger-Strasse seit September 2004 nach der Verlagerung des Unternehmens von der Aachener Straße/Universitätsstraße. Es entstand damals nach einem Investment von rund sieben Millionen Euro in einer Bauzeit von sechs Monaten. Von einer Gesamtfläche von 8500 Quadratmetern nehmen der Neu- und Gebrauchtwagenverkauf 2500 Quadratmeter, der Servicebereich mit der Karosseriewerkstatt 1200 Quadratmeter sowie das Ersatzteillager 800 Quadratmeter ein.

Wissen über Wirtschaft vertiefen
In seiner Ansprache ging IHK Präsident Paul Bauwens-Adenauer ebenso auf die globalen Wirtschaftsentwicklungen ein. Auch er forderte, dass die Versorgung der Wirtschaft mit Geld funktionieren müsse. Zudem forderte Bauwens-Adenauer, dass das Wissen über die Wirtschaft und ihre Zusammenhänge dringend verbessert werden muss, gerade auch in der Studentenschaft, quer durch alle Fachgebiete und die Vermittlung nicht auf Talkshow-Niveau weitergehen darf. Der IHK Präsident setzt aber weiter auf die Kräfte des Marktes. Mahnende Worte fand er für die Energie- und Klimapolitik, der er einen großen Stellenwert zumaß. Hier forderte Bauwens-Adenauer auf alle Optionen zu denken und warnte davor nur nach einer nur klimagerechten Versorgung mit Energie zu suchen, die wir nicht finden werden.

Licht und Schatten in der Kölner Wirtschaft
Köln schrieb der IHK Präsident ins Stammbuch dass es im Bereich der Wirtschaft und dem Verhältnis zur Wirtschaft klare Defizite habe. Man pflege kein klar ausgeprägtes Verhältnis zueinander, wie andere Städte zum Beispiel München. Daher sei es dringend nötig die Marke Köln nach vorne zu tragen. So sei die Investitionsquote in Köln deutlich geringer als im bundesdeutschen Durchschnitt und im direkten Vergleich etwa nur halb so groß wie die von München. Damit sei deutlich ablesbar, was zu tun ist. Auch die Arbeitslosenquote ist mit 11,3 Prozent deutlich zu hoch und liege über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Die Chancen für Köln sieht Bauwens-Adenauer in der Region, dem Rheinland und hier sei man die stärkste Region in ganz Deutschland. Zudem sei der Begriff Rheinland positiv besetzt. Und Köln, sei mit den Domspitzen das Herz des Rheinlandes. Für Köln forderte er, dass besonders die Infrastruktur ein „Riesenpfund“ sei und man sich hüten solle verkehrliche Entwicklungen zu negieren. Auch die wachsende Bevölkerung sei in Köln positiv zu werten. Im Bereich des Arbeitsmarktes habe man vor allem im Bereich der Menschen die sich qualifizieren eine zu hohe Fluktuation. Köln muss versuchen diese Menschen zu halten.

„Design made in Köln Ehrenfeld“
Der Transfer von der Produktionslandschaft hin zur Dienstleistung sei in Ehrenfeld gelungen, besser als im Ruhrgebiet formulierte Bauwens-Adenauer. Gut sei auch, dass der Altersdurchschnitt der Menschen im Stadtteil im Durchschnitt bei 40 Jahren liege. Ein junger Stadtteil also. Auch die Anzahl der Betriebe ist gestiegen, in 2007 alleine um 1.500. Im Stadtteil befinden sich 50 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern und 75 Prozent sind aus dem Einzelhandel und der Dienstleistungsbranche. Positiv wertete der IHK-Präsident zudem die Entwicklung in den alten Industriequartieren an der Lichtstraße, dem Barthonia-Forum und in Ossendorf am Butzweilerhof. All diese Entwicklungen bringen das Niveau Ehrenfelds nach oben. Für die weitere Entwicklung forderte Bauwens-Adenauer die Entwicklung eines Masterplanes. Die maßgeblich vom Büro Voggenreiter, Veranstalterin der Passagen und der Designzone Ehrenfeld, angestoßenen Denkideen eines Kreativ-Viertels unterstützte Bauwens-Adenauer: „Die kreative Klasse passt zu Ehrenfeld“ und man könne sich gut den Slogan „Design made in Köln-Ehrenfeld“ vorstellen. Dazu passe die kleinteilige, aber auch die alte Industriestruktur des Viertels.

Zur konjunkturellen Lage, so der IHK Präsident gebe es widersprüchliche Meinungen. Für Köln und damit auch für Ehrenfeld forderte er Investitionen in die Infrastruktur und keine direkten Subventionen an Unternehmen. Als Bauunternehmer forderte er auch die Wiedereinführung der Eigenheimzulage, um die Eigentumsquote, die im internationalen Vergleich in Deutschland immer noch zu gering sei, zu erhöhen, aber auch um die Konjunktur zu beleben. Durch den Wegfall der Förderung ist es gerade für viele Schwellenhaushalte unmöglich geworden in diesem Sektor zu investieren.

Bei den Reden der Politik und Wirtschaft lag der Fokus ein wenig zu stark auf globalen Entwicklungen, hier hätte man sich mehr Anregungen für die anschließende Diskussionen im kleinen Kreis, aber auch Visionen für Ehrenfeld gewünscht. Zudem war die Kritik von Balloni-Chef Blume richtig, dass gerade die kleineren kreativen Einheiten hierzu eingeladen und eingebunden gehören, um Netzwerke zu verstärken. Dennoch die anschließenden Gesprächsrunden waren intensiv und dauerten bis in den späten Abend, ein Zeichen für intensiven Austausch.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung