Die Schrecken am Ende des II. Weltkriegs
Der Film spielt im Jahr 1945. Ein Keller in einem Wohnhaus in Berlin. 10 Frauen befinden sich dort, wissend in der Furcht was auf sie zukommen wird und zukam. Es wird schrecklich, die Frauen werden mehrfach vergewaltig und entwickeln dann ihre eigenen individuelle Strategien. Die Hauptdarstellerin Anonyma sucht sich einen „Wolf“ der sie vor den anderen „Wölfen“ schützt. Dieser Wolf ist der Offizier Andrej, dargestellt von Evgeny Sidikhin, mit dem sogar eine Liebe entsteht. Dennoch trennt die beiden ihre Vergangenheit. Die Vorlage für den Film basiert auf einem wahren Tagebuch.

Anonyma, Dienstag, 1. Mai 1945, 15 Uhr, rückschauend auf Samstag, Sonntag, Montag > „Was heißt Schändung? Als ich das Wort zum ersten Mal aussprach, Freitag Abend im Keller, lief es mir eisig den Rücken herunter. Jetzt kann ich es schon denken, schon hinschreiben mit kalter Hand, ich spreche es so vor mich hin, um mich an die Laute zu gewöhnen. Es klingt wie das Letzte und Äußerste, ist es aber nicht. (…)
Als ich aufstand, Schwindel, Brechreiz (…). Sagte dann laut: Verdammt! Und fasste einen Entschluß. Ganz klar: Hier muß ein Wolf her, der mir die Wölfe vom Leibe hält. Offizier, so hoch es geht, Kommandant, General, was ich kriegen kann. Wozu hab ich meinen Grips und mein bisschen Kenntnis der Feindsprache? (…) Fühlte mich körperlich wieder besser, nun da ich etwas tat, plante und wollte, nicht mehr nur stumme Beute war.“

Max Färberböck, der für das Drehbuch verantwortlich ist, zeichnet ein differenziertes Bild zum Inhalt und dem Tabuthema der Vergewaltigungen durch die Sieger: „Frauen die sich manchmal lieber prostituieren, als sich vergewaltigen zu lassen, um so ihre Würde zu retten. Frauen, die einfach nicht in einen Plot passten. Trotzdem wollte ich sie mehr und mehr dem Schweigen entreißen. Warum? Weil es wichtig ist darüber zu sprechen, wie Menschen reagieren, denen genau das, was absolut nicht sein darf, zustößt. Weil das, was damals mit den Vergewaltigungen geschah, auch heute in jeder Sekunde des Weltgeschehens passiert. Und weil es vielleicht auch sinnvoll ist, dass eine Frau, die sich prostituiert, das damit verbundene Überschreiten der Moral nicht mehr nur als den ureigensten Abgrund sieht.“ Viele Fragen stellte sich der Drehbuchautor, wie die Menschen mit diesen psychisch belastenden Umständen umgegangen sind, die Frauen, ihre Männer, ihre Umgebung. Umstände über die man nicht sprach, nicht mit den Freundinnen, den Männern, der Familie, den Kindern, der Öffentlichkeit. Und die Öffentlichkeit hat ihren Blick bisher nicht auf diesen Tabubruch gelegt. „Anonyma“ habe das alles kommen sehen und mit „sezierend scharfem Blick“ gesehen und mit ihrem Tagbuch festgehalten und damit Mut bewiesen so der Autor.

Nina Hoss, die Hauptdarstellerin beschreibt wie sie mit der Rolle umging: „Jemanden in einer solchen Ausnahmesituation zu spielen, der um sein Überleben kämpft – in einem Umfeld, in dem nichts mehr gilt, was wir so kennen. Wo man nur noch ans Überleben denkt, wo Werte vernachlässigt und Ordnungen aufgehoben werden. Wie gehen die Menschen dann miteinander um, wo schließen sie sich zusammen, wo betrügen sie sich? Wo helfen sie sich, wo nicht? Das ist anhand der Bewohner des Hauses wirklich äußerst spannend beschrieben.“

„Anonyma – eine Frau in Berlin“
Constantin Film
nach den Tagebuchaufzeichnungen von Anonyma „Eine Frau in Berlin“ erschienen im Eichborn Verlag.
Drehbuch und Regie: Max Färberböck
Produzent: Günter Rohrbach
Die Darsteller:
Nina Hoss
Evgeny Sidikhin
Irm Hermann
Rüdiger Vogler
Ulrike Krumbiegel
Rolf Kanies
Jördis Triebel
Roman Gribkov
Juliane Köhler
Samvel Muzhikyan
Eva Löbau
Rosalie Thomass
Anne Kanis
und als Gast
August Diehl
Sandra Hüller
Kamera: Benedict Neuenfels
Kinostart: 23. Oktober 2008

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung