Spaziergang führt an Spuren aus der NS-Zeit vorbei
Die Engel Apotheke auf der Venloer Straße gab’s auch schon 1939. Allerdings hatte sie damals einen anderen Besitzer. Mehr noch: Die Apotheke gehörte zu den ersten Objekten in Ehrenfeld, die im Dritten Reich arisiert wurden. Am kommenden Samstag wird eine Geschichtsexpertin anhand eines Adressenbuchs aus dem Jahr 1939 berichten, welche Familien in welchen Ehrenfelder Häusern wohnten und welche Geschäfte sich wo befanden. Ihr Projekt ist eines von rund 20, die sich im Rahmen des Lokalen Aktionsplans Köln (LAP) ein dreiviertel Jahr mit der Ehrenfelder Geschichte in der NS-Zeit beschäftigten. Bei einem Spaziergang, der von der Grundschule Overbeckstraße, über den Bahnbogen, vorbei am Haus des Kölner Appell gegen Rassismus, am Theo-Burauen-Haus zum Berufskolleg an der Weinsbergstraße führt, können sich Besucher über die dortigen Recherchen informieren.

Stolpersteine und Hauswirtschafterinnenausbildung
So beschäftigten sich etwa 30 Grundschüler mit der Geschichte der Stolpersteine, Kinder aus der Geschichts-AG des Kölner Appells interviewten ältere Ehrenfelder zu ihren Erlebnissen zwischen 1933 und 1945 und die angehenden Hauswirtschafterinnen des Berufskollegs interessierten sich beispielsweise für die Frage, wie ihre Kolleginnen damals ausbildet wurden. Hilfe dabei erhielten die heutigen Schülerinnen von Bewohnerinnen des Seniorenzentrums Theo-Burauen-Haus, die als Zeitzeuginnen dazu Auskunft geben konnten.

Darüber hinaus werden auch viele Mitmach-Aktionen angeboten. Der DGB lädt beispielsweise ein, an einem seiner „Workshops gegen Rechts“ zu beteiligen. In einem Bühnenprogramm am Berufskolleg werden kleine Theaterstücke und Filme gezeigt sowie Live-Musik gespielt. Auf den Straßen entlang des Spaziergangs sollen Tafeln mit alten Fotos oder auch einem Faksimile-Ausschnitt aus einem Tagebuch mit Einträgen aus der damaligen Zeit gezeigt werden. An Infoständen klären Aktivisten über die rechte Szene in Köln auf und teilen mit, was man rechter Propaganda entgegensetzen kann. Selbst wer kicken will, kommt auf seine Kosten: Auf dem Außengelände des Berufskollegs wird ein aufblasbarer Fußballplatz errichtet (Eingang Piusstraße).

„Ein Projekt, das in die Tiefe geht“
“Der Lokale Aktionsplan Köln ist ein Projekt, das in die Tiefe geht. Es haben sich hier auch Menschen mit dem Nationalsozialismus beschäftigt, die es sonst nicht tun würden“, sagt Dr. Werner Jung, Leiter des NS-Dokumentationszentrums, das auch die Veranstaltung im Rahmen des Programms „Vielfalt tut gut — Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend koordiniert. Ursprünglich sollte der LAP mit 100.000 Euro an Bundesfördermitteln gefördert werden. „Es kamen jedoch kleinere Aufwendungen dazu, so dass es letztlich 145.000 Euro waren“, berichtet Jung. Doch auch wenn sich bei den Projekten Generationen begegneten, stieß Museumspädagogin Barbara Kirschbaum auf einige Schwierigkeiten bei dem Versuch, auch Pfarrgemeinden zur Beteiligung zu bewegen. „Oft fehlt dazu einfach das Personal“, so Kirschbaum. Im kommenden Jahr soll sich das Projekt mit der NS-Geschichte Mühlheims beschäftigen.

Infobox:
Spaziergang durch Ehrenfeld
Samstag, 18. Oktober
12:30 Uhr bis 14 Uhr

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung