Corinto ist die Hafenstadt von Nicaragua. Als man im Jahr 1988 die Städtepartnerschaft begann war dies nicht von unpolitischer Bedeutung. Die Sandinisten und Contras bekämpften sich und die USA sahen dies mit Argwohn. Bei seinem Deutschlandbesuch 1985 verkündete der damalige US-Präsident Ronald Reagan am Köln/Bonner-Airport gestreng der „Monroe“-Doktrin das Embargo gegen Nicaragua. Damals herrschte vor allem Verwunderung über den Ort an dem Reagan das Embargo verkündete, mit dem viele Beobachter gerechnet hatten.

Ein symbolisches Zeichen im Schatten der Weltpolitik
Beziehungen zu Nicaragua und Köln bestanden vor allem in einer menschlichen Beziehung. Der spätere Postminister Nicaraguas Enrique Schmidt-Quadra, der 1984 von den Contras ermordet wurde, hatte in Köln studiert und sich im ASTA der Kölner Universität als Ausländerreferent engagiert. Am 15.11.1984 versammelten sich im Sülzer Jugendzentrum rund 300 Menschen zu einer Trauerfeier für den Ermordeten und gründeten die „Nicaragua Koordination Köln“, ein breites Bündnis aus Parteien und politischen Organisationen und Gewerkschaften. Die „Nicaragua Koordination Köln“ engagierte sich für die Städtepartnerschaft, die beim damaligen Kölner Oberbürgermeister Norbert Burger aufgrund der politischen Lage zunächst nicht auf Gegenliebe stieß. Corinto und El Realejo sollten es sein, da man bei Corinto fälschlicherweise davon ausging das Enrique Schmidt-Quadra dort geboren sei. Corinto war aber auch ein politisches Signal, denn die USA hatten die Hafenstadt vermint um das Embargo durchzusetzen. Somit wurde die mutige Städtepartnerschaft zu einem Leuchtturmprojekt internationalen kommunalen Austausches.

In Corinto gibt es kein Kölsch
Heute zeigen sich die Früchte der Städtepartnerschaft mit Kölns kleinster Partnerstadt auf sozialem und kulturellem Gebiet. Corinto hat 18.000 und El Realejo 14.000 Einwohner. Nach Köln gekommen waren beide Bürgermeister Ernesto Mendez, für Corinto und Raphael Blanco Reyes für El Realejo. Ernesto Mendez zeigt sich erfreut und dankbar für die Städtepartnerschaft die vor allem im Kinder und Jugendbereich erstaunliche Früchte trägt. So pflegt man einen Austausch mit der Willy-Brandt-Gesamtschule in Köln-Höhenhaus. Die Zirkuskinder aus Corinto/El Realejo und die Kölner Zirkusgruppe „Radelitos“ führten heute beim Festakt ein gemeinsames Stück auf. Ein reger Kulturaustausch wird gepflegt, Köln leistet Unterstützung bei der EDV für Schulen und die Bibliothek. Köln unterstützt ein Jugendzentrum, das sich um die Ärmsten der Armen kümmert die Kinder von Prostituierten, die im Umfeld des Hafens arbeiten. Spenden für Kinderkrankenhäuser werden gesammelt und vieles Mehr. Nur eines gibt es noch nicht in Corinto „Kölsch“. Allerdings genoss Bürgermeister Mendez gestern mit seinen Kollegen des Stadtrat von Corint in Köln das ein oder andere Kölsch und befand es für gut. Aber nicht nur Kölns flüssiges Gold begeisterte die Besucher aus Mittelamerika, besonders beeindruckt war man von der langen Geschichte Kölns, den Römern, dem Mittelalter und wie diese Zeitzeugnisse in Köln gehegt und gepflegt werden. Neben den historischen Zeugnissen beeindruckte aber auch die kölsche Mentalität und die Offenheit und Freundlichkeit der Kölnerinnen und Kölner.


Trugen sich ins Gästebuch der Stadt Köln ein, die Bürgermeister von Corinto/El Realejo, Wolgograd, Cork, hier gemeinsam mit der Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes.

Breiter Austausch vom U-Bahnbau bis zur Bekämpfung von Jugendkriminalität
Leider waren aus Thessaloniki und Indianapolis keine Abordnungen erschienen. Gekommen war aber der stellvertretende Bürgermeister aus Cork. Mit Cork pflegt vor allem das Herdergymnasium einen regen Schüleraustausch. Aktuell sind Kölner Schülerinnen und Schüler in Cork. Geschlossen wurde Partnerschaft mit Cork am 27. Juni 1988. Neben dem Jugendbereich, gibt es einen regen Austausch auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene. Am 28. November 1988 schloss man mit Indianapolis und Wolgograd Städtepartnerschaften. Auch diese Partnerschaft war in größere politische Zusammenhänge eingebunden, beide Bürgermeister waren damals zu Gast in Köln und die Partnerschaft hatte hohen symbolischen Wert in einer Zeit der Entspannung zwischen den USA und der damaligen UDSSR. Mit Wolgograd tauscht man sich heute auf dem Gebiet der öffentlichen Verwaltung intensiv aus, aber auch im Bereich des Jugendstrafrechts und dem Umgang mit jugendlichen Intensivtätern. Seit sechs Jahren engagiert sich Köln im Hilfsprogramm für ehemalige Zwangsarbeiter und hat mit einem Ratsbeschluss in diesem Jahr das Programm um drei weitere Jahre verlängert. Mit Indianapolis tauscht sich Köln mit Schwerpunkt im Bereich Wirtschaft und Kultur aus. Am 8. Mai 1988 wurde die Städtepartnerschaft mit Thessaloniki begründet, mittlerweile gibt es auch eine Zusammenarbeit der beiden Universitäten und man tauscht sich über U-Bahnbau und in der Stadtentwicklung aus.

Buntes Rahmenprogramm
Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die die Gäste im Rathaus begrüßte, betonte die Wichtigkeit von Städtepartnerschaften als Mittel des internationalen Dialogs auf kommunaler Ebene. Städtepartnerschaften stehen aber auch als Garant für den Ausbau für internationale Beziehungen, so die Bürgermeisterin. Mit einem bunten Rahmenprogramm wurde anschließend gefeiert. Die russische Musikgruppe „NEWA“, der Gospel-Chor „Voices of Joy“ machten den Anfang. Ein Highlight waren die Auftritte der Zirkuskinder aus Wolgograd und der aus Corinto/El Realejo gemeinsam mit der Kölner Zirkusgruppe „Radelitos“. Der Kölner Künstler Reiner Weiss entführte auf eine Bilderreise durch Thessaloniki und die Irische Folkband „Corrach“ spielte im Rathaus. Im Rahmen der Festveranstaltung wurden auch zwei Fotoausstellungen eröffnet: Achim Riechers, Köln „Wolgograd“ und Jim Clancy aus Cork „Still Lives“. Abgerundet wurde das Programm durch Informationsstände der Städtepartnerschaftsvereine und Kurzfilmen über Indianapolis, Nicaragua und Thessaloniki.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung