Eine halbe Stunde später war aus dem Klavier ein offenes, mit einem Laptop und jeder Menge Fußschaltern verkabeltes Saitengerippe geworden. Das Neonlicht erlosch, ein paar Bodenscheinwerfer wurden ausgerichtet, fertig war das Set. Es sah alles sehr viel versprechend aus und dann das: im Hintergrund ein riesiges Foto von dem Rücken eines Mannes, der ein grottenschlechtes Tatoo von einem Zombiecovertitel von Iron Maiden trug! Liebloser hätte man diese Location wohl kaum gestalten können!


 


Endlich begann es!


Adam Butler drückte ein paar Tasten auf seinem Laptop und trommelte sachte auf die Seitenwände des Klaviers. Er ging wieder zurück zu seinem Laptop, starrte auf den Bildschirm und der gerade aufgenommene Sound veränderte sich und fing an zu laufen. Er setzte sich an sein Klavier und spielte mehrere Töne ein. Und wieder an sein Laptop. Der neue Sound legte sich über das Klopfen und langsam entstand ein schräger, melodischer Soundteppich.


 


So ging es dann immer weiter. Neue Klänge wurden eingespielt, sie wurden verzerrt, sie wiederholten sich, sie verschwanden. Neue entstanden. Die Sounds waberten und wogten auf mannigfaltiger Weise und es war faszinierend, wie aus zarten Klaviertönen auf einmal das Gekreische eines bremsenden Güterzuges werden konnte. Eine Verbindung war da – immerhin befand man sich vier Meter unter den Schienen des Bahnhofs.


 


Ein Wermutstropfen blieb: das große Publikum konnte Adam Butler nicht erreichen. In ruhigeren Passagen überlagerte das laut miteinander schwatzende Volk die experimentellen Klänge und man wurde wieder zurückgeworfen in die Welt der Großstadtkrachkonsumenten. Hier wurde allerdings kein Krach produziert! Vielleicht fing alles schon zu provisorisch an. Dem gemeinen Publikum wurde es jedenfalls schwer gemacht, diese Performance ernst zu nehmen.


 


Was hat schließlich auch ein Heavy-Metal-Zombie aus den 1970ern mit einem Klavier und einem Laptop zu tun???


 


Adam Butler bewies jedenfalls Größe. Er beendete scheinbar unbeeindruckt nach einer Stunde seinen Gig, verschwand hinter dem Klavier und zündete sich eine Filterzigarette an.



 


Text und Fotos: Frank Domahs