Der neue Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik (KIB) soll die Lebenssituation und die Möglichkeiten der Teilhabe behinderter Menschen in unserer Stadt stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken und nachhaltig fördern. Denn in der Behindertenpolitik in Köln besteht weiterhin ein großer Nachholbedarf. Der KIB zeichnet neue Wege und Projekte aus, an denen Menschen mit Behinderung selbst beteiligt sind. Verliehen wird der Preis am 21. Oktober von Oberbürgermeister Fritz Schramma.

Große Wirkung mit einfachen Mitteln
Über 32 in der Behindertenarbeit engagierte Gruppen haben sich mit interessanten Projekten beworben. Neben Arbeitsprojekten nahmen auch Theater-, Musik-, Karnevals- oder Sportgruppen teil. Auch viele interessante Arbeiten aus den Themenbereichen Kinder und Jugendliche, Kommunikation und Verkehr waren dabei. Die eingesandten Projekte sind gelungene Beispiele für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Weil so viele Gruppen die Jury begeisterten, hat die sich dazu entschieden, den Preis an drei Projekte zu vergeben. Alle Siegerprojekte konnten dadurch überzeugen, dass sie mit relativ einfachen Mitteln eine große Wirkung erzeugen.

Die Preisträger des KIB
1. Preis: Streitschlichtung der Gemeinnützigen Werkstätten
Mit dem ersten Preis mit einem Preisgeld von 2.000 Euro wird das Projekt Streitschlichtung der gemeinnützigen Werkstätten (GWK) ausgezeichnet. Diese bilden Menschen mit Lernbehinderung zu Streitschlichtern aus. So können Menschen mit einer Behinderung ihre Auseinandersetzungen untereinander regeln. Das Projekt wurde erstmals in der gemeinnützigen Werkstatt in Köln Rodenkirchen entwickelt und getestet. Da es sich als sehr erfolgreich erwiesen hat, sollen nun in allen gemeinnützigen Werkstätten Streitschlichter ausgebildet werden.

2. Preis: MiBoCap und Arbeitskreis „Barrierefreies Köln“
Der zweite Preis mit jeweils 1.500 Euro wird direkt an zwei Gruppen verliehen. Preisträger ist unter anderem das Projekt Migration und Berufsorientierung mit Handicap (MiBoCap) von der Gesamtschule Holweide. Es soll den Übergang zwischen Schule und Beruf für Schüler mit Migrationshintergrund und Behinderung verbessern. Zur Zeit läuft das Projekt bereits mit einem türkischen Sozialarbeiter auf ehrenamtlicher Basis. Ab dem 1. November 2008 wird das Land Nordrhein-Westfalen das Projekt unterstützen.

Einen weiteren zweiten Preis erhält das Projekt Arbeitskreis „Barrierefreies Köln“. Der Arbeitskreis formierte sich 2001, um bestehenden Missständen in Köln aufzuzeigen und praktikable Lösungen für deren Beseitigung zu finden. Die Mitglieder der Gruppe sind aufgrund ihrer Behinderungen Experten in eigener Sache. Inzwischen berät der Arbeitskreis nicht mehr nur die Stadt Köln und Kölner Verkehrsbetriebe, sondern bekommt auch immer mehr Anfragen aus dem privaten Sektor.

Von der Karnevalsgruppe bis zum Schnitzeltag
Darüber hinaus werden noch vier weitere Einsendungen eine Belobigung erhalten. Diese Projekte haben durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit erreicht, dass „Barrieren in den Köpfen“, so Bredehorst, abgebaut werden konnten. Dazu zählt das Projekt der Karnevalgruppe „mit Offenheit für mehr Integration“ der Sozialbetriebe Köln. Das ermöglichte im letzten Jahr Menschen mit und ohne Behinderung die Teilnahme am Rosenmontagszug. Des Weiteren wird die Elterninitiative „mittendrin e.V.“ belobigt, die betroffenen Eltern durch Aufklärungsstellen beratend zur Seite stehen.

Außerdem wird das Integrationsbüro im Mehrgenerationenhaus in Köln-Deutz geehrt. Hier kochen Menschen mit einer Behinderung für das Bistro. Das Besondere: Sie werden tariflich bezahlt und  der Betrieb soll zukünftig kostendeckend arbeiten. Vor allem der "Schnitzeltag" des Bistros ist sehr beliebt. Eine Belobigung wird auch für das Projekt „VersteckDichNicht“ ausgesprochen. Ziel des Projektes ist eine große Aufführung mit Tanz und Musik von behinderten und nichtbehinderten Menschen, unabhängig ihres Alters.

Cornelia Schlösser für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: sehami/ www.pixelio.de]