Düsseldorf | Das Grimme-Institut hat seine Kandidaten für den diesjährigen Grimme Online Award gekürt: Insgesamt 25 Webseiten und Apps sind für die Auszeichnung nominiert. Sie wurden wegen ihrer hohen publizistischen Qualität aus rund 1.900 Bewerbungen ausgewählt. „Das Spektrum der Angebote hätte breiter und vielfältiger nicht sein können“, sagte Grimme-Direktor Uwe Kammann, am Dienstag in Düsseldorf. Das Netz halte reichhaltige und kostbare Angebote bereit, davon habe nur ein kleiner Prozentsatz bei der Jury Gnade gefunden.

Aus den Nominierungen werden nun bis zu acht Preisträger ermittelt. Sie werden am 20. Juni in Köln bekannt gegeben und ausgezeichnet. In der Kategorie „Information“ gehen insgesamt sechs Angebote ins Rennen. Eine Nominierung erlangte die wöchentliche Kolumne „Die Mensch-Maschine“ des „Spiegel Online“-Bloggers Sascha Lobo. „Er schreibt über Themen aus der digitalen Welt so kompetent, aber auch so verständlich, dass er Menschen über die engere Internetgemeinde hinaus erreicht“, urteilte Friedrich Hagedorn aus dem Online-Award-Team.

Mit den Apps der „Tagesschau“ und der „Frankfurter Rundschau“ wurden zudem erstmals zwei Miniprogramme nominiert, die gedruckte Inhalte für eine mobile Nutzung überschaubar aufbereiten.

Trend zu Porträt-Formaten

Viel Lob erntete der „Zugmonitor“, mit dem sich Fernzüge in Echtzeit im Internet verfolgen lassen. Das Projekt der „Süddeutschen Zeitung“ ist eines von insgesamt neun, die in der Kategorie „Wissen und Bildung“ nominiert wurden. „Unsere Pünktlichkeitswerte sind viel genauer als die von der Deutschen Bahn“, sagte Projektleiter Marco Maas. Er habe sich gewundert, dass das Verkehrsunternehmen ihn nicht verklagt habe. Nominiert wurde auch die Webdokumentation „Amazonien – die Seele der Indios“. Die Arte-Produktion zeige in ausgezeichneter Qualität Videos und Fotos, die einen authentischen Eindruck vom Ökosystem der Stromebene lieferten, so die Begründung der Jury.

Gleich noch eine Nominierung konnte der öffentlich-rechtliche Sender Arte in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ für sich verbuchen. Die interaktive Web-Doku „New York Minute“ führt die Zuschauer mitten in die Hip-Hop-Szene der US-amerikanischen Metropole. Illegale Arbeiter, ein Discjockey und ein ehemaliger Drogendealer erläuterten ihre Beziehung zur Musik, erklärte Vera Lisakowski, Projektleiterin des Grimme Online Awards. Begeistert zeigte sie sich auch von dem Videoangebot „140 Sekunden“ der AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion. Diese erzählt die Geschichte eines Tweets mit 140 Zeichen in genau 140 Sekunden.

Das Videoangebot spiegele einen Trend zu Porträt-Formaten, sagte Lisakowski. Dieser zeigt sich auch in der Kategorie „Spezial“, in der zwei Online-Angebote nominiert wurden. Ins Rennen um den Award geht dort unter anderem das Audiokunstwerk „Memory Loops“ des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, bei dem Originaltöne von NS-Opfern und Zeitzeugen zu hören sind.

Autor: Sandra Hottenrott, dapd