Das gesamte Zooleben abgebildet
Das Buch ist eine Augenweide, vor allem durch die beeindruckenden Fotos von Rolf Schlosser, die noch dazu in hervorragender Qualität reproduziert wurden. Schlosser inszeniert die Tiere im Schneegestöber oder arbeitet ihre Schönheiten auf den Punkt heraus. Dabei spielt er die gesamte Bandbreite fotografischer Mittel, von der künstlerischen Auffassung, etwa bei den Bewegungsunschärfen rennender Zebrabeine im Schnee als Aufmacher zu den Huftieren, bis hin zu Studien, wie tapsig die kleinen Elefanten ihr Terrain erkunden. Natürlich sind ganz viele Zoobewohner auch in ihrer Schönheit perfekt in Szene gesetzt. Die werden von Bildzeilen begleitet, die zwischen erklärend und unkonventionell changieren. Überhaupt vermittelt das Buch nicht nur optische Freude auch Menschen mit Sprachgefühl werden sich etwa über Headlines wie "Moschusochsen – die Reggaekönige von Grönland" freuen und bei Lesern die Neugier geweckt werden.

Informativ, aktuell und auch ein wenig nachdenklich
Das Buch ist wie ein Rundgang durch den Kölner Zoo aufgebaut und nimmt den Leser so Station für Station mit durch den Zoo. Eingestreut sind Kapitel aus der Geschichte des Kölner Zoos, angefangen von seiner Gründung bis hin zur Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als zu Ende des Krieges etwa die Zebras durch die Stadt liefen. Dokumentiert durch ein ganz besonders Foto als ein Zebra vor einem zerbombten Haus in der Friesenstraße fotografiert wurde. Aber auch die Neuzeit ist schon historisch dokumentiert. Etwa der in Köln so beliebte Schimpanse "Petermann", der 1985 Zoodirektor Günther Nogge angegriffen und beinahe umgebracht hatte. Seine tragische Geschichte wird kritisch kommentiert und steht im Kontext zum Umbau der Haltung von Tieren in Zoos, die sich heute nicht nur als Ausstellungsfläche oder Arche-Noah-Zoo begreifen, sondern als modernes "Naturschutzzentrum". Eine Entwicklung, die gerade von Nogge maßgeblich mit beeinflusst wurde. Ungewöhnlich ist auch die Aktualität des Buches. So gibt es schon ein Kapitel mit Fotos des erst vor wenigen Tagen eröffneten "Hippodomes". Das Zooteam wird vorgestellt, aber auch die Menschen und Aktivitäten die nicht immer im Rampenlicht stehen, wie etwa der Futterhof, die Gärtnerei und vieles mehr. Ein Kapitel widmet sich auch der Zukunft des Zoos, der übrigens der drittälteste deutsche Zoo ist und formuliert auch neue Themenschwerpunkte. So habe der Zoo gerade in industrialisierten Staaten wie Deutschland die Aufgabe den Menschen ihre Abhängigkeit von der Natur zu verdeutlichen: "Viele Menschen sind sich der Einbindung ihrer eigenen Existenz in die komplexen biologischen Systeme der Erde gar nicht mehr bewusst. Die Menschheit hat jedoch nur eine Chance zu überleben, wenn sie ihr Handeln auf den Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundlagen ausrichtet und zu einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen übergeht."

150 Jahre Kölner Zoo, das sind nicht immer nur Höhen, sondern auch Tiefen. Immer wieder musste Geld aufgetrieben werden, oder der Mangel durch das Engagement der Zoomitarbeiter ausgeglichen werden. Dabei agierte gerade in der Riege der Zoodirektoren, der eine glücklicher, der andere weniger glücklich, auch im Umgang mit der städtischen Politik und Öffentlichkeit. Auch das wird reflektiert oder durch Geschichten, wie aus dem Jahr 1947 dokumentiert. Aus Mangel an Personal stellte sich die Gattin des damaligen Zoodirektors Zahn an die Kasse und half aus. Erinnert wird daran dass gerade in den 60er Jahren der Kölner Zoo über die modernste Pinguin-Anlage – die erste gekühlte – verfügte oder der Affenfelsen auch heute noch up to date ist. Zoodirektor Theo Pagel machte aber auch klar, dass es tausende Geschichten rund um den Kölner Zoo gebe und im Buch natürlich nur eine Auswahl abgebildet werden kann. Oder wussten Sie das der Hügel des Elefantenparks auf den Resten der ehemaligen Kölner Radrennbahn erbaut ist, der Zoo zu Beginn nur Holzanlagen bauen durfte, da er im Schussfeld der preußischen Kanonen der Forts lag oder es zu Beginn des 20 Jahrhunderts Menschen in den so genannten Völkerschauen ausgestellt wurden?

Neben den tollen Fotos bietet das Buch so eine reichhaltige Fülle an Historischem, aber auch aktuellen Themen und Diskussionen. Und natürlich darf auch der Liedtext zu "Ene Besuch im Zoo" nicht fehlen. Für Menschen die sich für den Kölner Zoo interessieren, oder diesen gar lieben ist die optische wie inhaltliche Lektüre Pflicht. Noch dazu ist das Werk edel gestaltet.

Der Kölner Zoo
Begeistert für Tiere
Theo Pagel, Marcus Reckewitz, Wilhelm Spieß
Fotografien: Rolf Schlosser
240 Seiten mit 317 farbigen und 75 SW-Abbildungen
ISBN 978-3-7616-2339-8

Erhältlich im Buchhandel und im Zooshop des Kölner Zoo

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