Krokusse für verstorbene Liebste
110 Kölner pflanzten gestern mit Feuereifer und hochmotiviert ihren Wald. Denn im September letzten Jahres hatte die Stadt Köln dazu aufgerufen Patenschaften für ein Stück Kölner Wald zu übernehmen. Wer 150 Euro an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald/Köln spendete bekam ein Stück neuen Kölner Waldes hinter dem Stüttgenhof. Und die Aktion wurde ein riesiger Erfolg mit dem die Initiatoren gar nicht so gerechnet hatten. Zwei Freunde pflanzten Feldahorn, wussten sogar die lateinischen Namen „Acer campestre“ und dass man sie in zwei Meter Abstand einpflanzen muss. Die Bäume sind für Marita Eckstein, die Frau des einen, die verstorben ist und die Köln so geliebt habe, erzählt er. Es sei ein Andenken und da sie Krokusse so geliebt hatte, schmuggelte er heimlich die Lieblingsblumen mit in das Pflanzloch. Erinnern kann man aber nicht nur an einen geliebten Menschen den man verloren hat, sondern auch an Hochzeiten oder besondere Momente. Und damit die nicht verloren gehen stehen entlang des angelegten Weges durch den neuen Wald hölzerne viereckige Schilder aus Messing auf denen Namen und Geschichten verewigt sind. Insgesamt kamen bisher rund 27.000 Euro durch die Spender zusammen. Ein Spender auch Kölns Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma in dessen Amtszeit der Startschuss und die Idee des Projektes fällt. Auch Schramma stapfte durch den matschigen Acker und pflanzte die Bäume, die er zum Ende seiner Amtszeit gespendet hatte. Im Wandelwald finden sich die Bäume Eibe, Sandbirke, Esskastanie, Feldahorn, Elsbeere, Vogelkirsche, Küstentanne und Douglasie.*

Toyota und Kölner Rheinenergie stiften „Waldlabor“
Neben dem Wandelwald, den die Kölnerinnen und Kölner stiften können, sind auch die in Köln ansässigen Unternehmen Toyota und Rheinenergie aktiv. Für Toyota ist das Engagement sogar nahe liegend, denn hinter der Brücke die über die Bundesautobahn A4 führt liegt die Deutschlandzentrale des Autobauers. So entsteht ein Stück Naherholungsgebiet Und auch viele Toyota-Mitarbeiter waren gekommen und halfen tatkräftig mit den von Toyota gespendeten „Klimawald“ zu pflanzen. So wie Lilian, 9, die mit ihrer Mutter gekommen war und die Aktion „cool“ fand.

„Klimawald“ – der Wald der Zukunft?
Die Waldexperten rechnen damit dass sich auch die Baumarten den geänderten Klimabedingungen anpassen müssen, einige die Veränderungen nicht überleben werden und dafür neue hinzukommen. Vor allem die Hitzeperioden im Sommer und die vermehrten Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr seien für die Bäume Stress pur. Mit sechs „Einarthainen“ will man nun neue Sorten ausprobieren und ob diese für das geänderte Klima und die Bedingungen in der Stadt geeignet sind. 50 Meter im Quadrat sind diese Felder groß in denen die Mehlbeere, die Walnuss, der Blauglockenbaum, die Flaumeiche, die Küstentanne und die Elsbeere wachsen werden. Das Projekt wird von einer Forschungsgruppe der Universität Bonn begleitet. Toyota hat diesen Wald gespendet, da man sich mit der „Toyota Earth Charta“ verpflichtet habe nachhaltige Projekte zu unterstützen, erklärte Toshiyaki Yasuda der Präsident von Toyota Deutschland. Auch die Entwicklung des Zero Emission Fahrzeugs treibe Toyota in diesem Sinne voran.

„Energiewald“ – schnell nachwachsend und nutzwertorientiert
Auch die Kölner Rheinenergie, die zwar erst Millionen in ein Steinkohlekraftwerk mit Zustimmung des Kölner Rates im Osten Deutschlands investiert hat, engagiert sich im Bereich des Energiewaldes des Kölner Waldlabors. Dabei will man feststellen, welche Rolle nachwachsende Energieträger für die regionale Energieversorgung spielen können. In den Bereichen des Energiewaldes werden so Pappeln, Weiden, Esskastanie, Robinie, Flatterulme und der Blauglockenbaum gepflanzt. Dabei ist dieser Wald darauf angelegt regelmässig geerntet zu werden. Der Fachbegriff heißt Kurzumtriebsbewirtschaftung und das bedeutet: Alle zwei bis fünf Jahre werden die Bäume geerntet und zu Holzhackschnitzeln verarbeitet, die dann zu CO 2 neutralen Wärme und Stromerzeugung verwendet werden können. Der Vorteil sei, dass diese Wälder so gut wie keine Düngung benötigen und den Tieren Schutz bieten, anders als etwa die extensive Bewirtschaftung mit Mais oder Weizen. Das Kohlendioxid, das bei der Verbrennung entsteht wurde zuvor von den Bäumen aufgenommen, so entstehe ein klimaneutraler Kreislauf.

Der Kölner Urwald
Nun fehlt noch der Wildniswald, ein Wald der sich komplett selbst überlassen werden soll. Eine Art Kölner Urwald. Auch der soll aus Spenden zusammenkommen und so hofft Stadt und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln auch weiterhin auf Gönner aus der Kölner Bevölkerung. Auch dieser Wald wird von den Stelen begleitet. Die Pflanzung ist für das nächste Frühjahr geplant.

* Man kann sich noch an der Aktion beteiligen: Für 150 Euro kann man 25 Quadratmeter Kölner Wald erwerben und erhält ein Messingschild an einer der Stelen mit Inschrift, die man frei wählen kann. Zudem gibt es für Beträge ab 100 Euro eine Spendenquittung. Das Spendenkonto der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bei der Sparkasse Köln Bonn: 1002971, BLZ 37050198. Informationen: www.sdw-nrw-koeln.de

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