Herstellungsrekord erst 1972 gebrochen
Insgesamt 15,4 Millionen Exemplare der Tin Lizzy wurden zwischen 1908 und 1927 gebaut. Das war ein Rekord, der erst 1972 gebrochen werden sollte. Mit der legendären Tin Lizzy schuf Industriepionier Henry Ford I nicht nur das bezahlbare Auto für Jedermann, sondern er führte auch mit der Fließbandfertigung die neue Produktionstechnik ein, mit der heutzutage viele Dinge unseres Alltags wie etwa Kühlschränke, Möbel und DVD-Player und Computer zusammengebaut werden.

Das Model T wurde von einem 2,9 Liter großen, 20 PS starken Vierzylinder angetrieben. Die Konstruktion bestand aus einem einfachen Leiterahmen mit vernieteten Stahlprofilen, der neben Motor und Hinterradantrieb auch die Karosserie und die geschmiedeten Deichselachsen mit ihren quer liegenden, halbelliptischen Blattfedern trug. Das Planetengetriebe wies zwei Gänge auf, die durch ein Fußpedal akti-viert wurden – ebenso wie der Rückwärtsgang und die Fußbremse.

Tin Lizzy war günstig
Der Einstiegspreis der Tin Lizzy betrug bei ihrer Vorstellung im Oktober 1908 850 US-Dollar – etwa das Zweieinhalbfache des damaligen Pro-Kopf-Jahreseinkommens. Das galt damals als günstiger Preis für
ein Automobil, das eine Höchstgeschwindigkeit von fast 70 km/h erreichen konnte.

Die Nachfrage übertraf alle Erwartungen. Die Jahresproduktion schnellte bereits 1909 auf 10.600 Einheiten empor – mehr, als alle deutschen Hersteller damals zu-sammen auf die Räder stellten. 1914 startete Henry Ford I schließlich die Fließ-bandmontage. Die Idee hierzu, so die Legende, war dem Amerikaner im Chicagoer Schlachthof angesichts der Hängebahnen für Rinderhälften eingefallen. Die Anzahl der im Dreischichtbetrieb gefertigten Fahrzeuge verdoppelte sich schlagartig auf 200.000 Exemplare. Fast zeitgleich erhöhte Henry Ford I den durchschnittlichen Tagesverdienst seiner Beschäftigten von 2,30
auf fünf Dollar. Das Model T blieb für viele weitere Jahre Verkaufsschlager und beherrschte nicht nur in den USA – wo jeder zweite Pkw ein Ford war – das Straßenbild. Auch in Europa setzte sich die Blechliesel bald durch. Die meisten wurden in Schwarz ausgeliefert, weil diese Farbe besonders schnell trocknete. Daraufhin wurde Henry Ford I der berühmte Satz "You can have it in any color as long as it’s black" ("Sie können ihn in jeder Farbe haben, sofern es Schwarz ist") zugeschrieben.

1925 wurde die Ford Motor Company Berlin gegründet. Um Importzölle zu umgehen, richtete das Unternehmen 1926 im Westhafen der Hauptstadt  eine Montageproduktion ein, wo bis 1931 pro Tag etwa 50 T-Modelle aus importierten Einzelteilen montiert wurden. Dann wechselte Ford nach Köln-Niehl. Und ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte begann.

[nh; Quelle: ots]