Beeindruckende Zahlen legte heute die Kölner Wissenschaftsrunde – bestehend aus 20 wissenschaftlichen Einrichtungen in Köln, der Stadt Köln, der Industrie- und Handelskammer Köln sowie der Handwerkskammer Köln vor. Sie hatte die Boston Consulting Group (BCG) mit dem ersten Kölner Wissenschaft-Wirtschaftsbericht beauftragt. Der zeigt vor allem Eines: Köln sollte sein vorhandenes Potential im Bereich der Wissenschaft ernster nehmen und die Stadt für Studenten, Lehrende sowie Forschung und Wirtschaft attraktiver gestalten.

1.700 Existenzgründungen von Studenten im Jahr
Laut dem Wirtschaftsbericht ist die Wissenschaft der drittgrößte Arbeitgeber in Köln. Über 40.000 Menschen verdienen ihr Geld in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wissenschaft bewirkt aber auch eine enorme Wirtschaftskraft. Insgesamt schaffe die Wissenschaft, so schätzt BCG, eine Nachfrage von etwa 1,2 Milliarden Euro im Jahr. Allein die rund 77.000 Studenten in Köln geben mehr als 600 Millionen Euro pro Jahr in der Region aus. Sie sorgen zudem dafür, dass Köln eine wachsende Stadt bleibt. Denn von den jährlich rund 11.000 Absolventen bleiben etwa 75 Prozent (8.000 Studenten) auch nach ihrem Studium in der Domstadt. Überraschend viele von ihnen gründen in Köln sogar ihre eigene Firma. Mit 1.700 Neugründungen im Jahr von Absolventen werden jährlich etwa 5.500 Arbeitsplätze geschaffen. Immerhin 70 Prozent der Firmen überleben die ersten drei Jahre, erklärte heute Dr. Rainer Minz, Managing Director BCG.


Foto: (von links) Prof. Dr. Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln, Oberbürgermeister Jürgen Roters, Prof. Dr. Walter Tokarski, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln, und Dr. Rainer Minz, Managing Director BCG


OB kündigt mehr internationale Schulen und preiswerten Wohnraum an
Oberbürgermeister Jürgen Roters zeigte sich insbesondere von dieser Zahl an Neugründungen beeindruckt. Er will den Wirtschaftsbericht nun an alle Fraktionen des Kölner Stadtrates weiterleiten. Roters betonte: „Der Bericht macht deutlich, welches Gewicht Wissenschaft in dieser Stadt hat.“ Dennoch müsse man Köln als Wissenschaftsstandort stärken. Als erste Maßnahmen kündigte Kölns Oberbürgermeister ein „Haus der Innovationen“ an. Das solle Forschungsergebnisse aller wissenschaftlichen Einrichtungen Kölns vorstellen, Kölns als Wissenschaftsstandort besser vermarkten und eine Beratungsstelle für Wirtschaftsunternehmen beherbergen. Darüber hinaus will Roters weitere internationale Schulen einrichten und das Angebot an preiswertem Wohnraum erhöhen. Dafür wäre unlängst das Kölner Wohnungsbauforum gegründet worden.

„Köln hat ein beeindruckendes Wissenschaftsfundament“, betonte heute Minz. Zwar könne die Domstadt noch keine Exzellenzuniversität aufweisen, doch sei das Angebot der wissenschaftlichen Einrichtungen insgesamt qualitativ hochwertig. So sei die Deutsche Sporthochschule Köln in ihrer Art weltweit wohl einzigartig, die Musikhochschule Köln und die Fachhochschule Köln seien immerhin die größten ihrer Art in Deutschland. Zudem wären in Köln zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen angesiedelt – etwa vier Max Planck-Institute und ein Fraunhoferinstitut. Dennoch sei in Köln vieles noch verbesserungswürdig, betonte Minz.

Köln muss attraktiver werden
Die Vielfältigkeit und Bedeutung der Wissenschaft sei der breiten Öffentlichkeit, aber auch vielen Unternehmen nicht bewusst. Ein „Haus der Innovationen“, wie Kölns Oberbürgermeister heute verkündete, sei daher dringend notwendig, um mehr Transparenz herzustellen und die Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und der Wirtschaft zu verbessern. Als wichtigsten Aspekt hob Minz eine attraktive Standortgestaltung Kölns hervor. Hier liege Köln im Vergleich zu anderen großen Wissenschaftsstandorten wie etwa Berlin und München weit zurück. Verantwortlich dafür seien vor allem die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen.

So müsste etwa  die Infrastruktur und Studenten-Betreuung verbessert werden, es müsste mehr preiswerter Wohnraum, Kindertagesstätten an den Universitäten und internationale Schulen angeboten werden, forderten heute auch Prof. Dr. Walter Tokarski, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln, und Prof. Dr. Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln. Oftmals fühlten sich die Hochschulen von Stadt und Land allein gelassen. So käme zwar von der Landesregierung die Aufforderung mehr Studenten aufzunehmen, zugleich würden jedoch keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt, berichtete heute Tokarski. Derzeit sei es zudem noch unklar, wie der so genannte Doppel-Abgangsjahrgang, der durch die Umstellung des Schulsystems auf 12 Schuljahre entstanden sei, von den Hochschulen verkraftet werden solle.

 

Der Wissenschaftsstandort Köln in Zahlen

Einrichtungen
2 Universitäten (Universität zu Köln und Deutsche Sporthochschule Köln)
2 Kunsthochschulen
10 Hochschulen für angewandte Wissenschaften
6 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

Personen
Ca. 77.000 Studierende
Ca. 11.000 Absolventen jährlich
Ca. 1.800 leitende Wissenschaftler
Ca. 6.700 wissenschaftliche Mitarbeiter
Ca. 21.500 direkte Arbeitsplätze an den wissenschaftlichen Einrichtungen
Ca. 21.500 Arbeitsplätze durch die Nachfragewirkung

Wirtschaftszahlen
Gesamte Wirtschaftskraft: ca. 1,25 Milliarden Euro im Jahr
Wirtschaftskraft der Einrichtungen: ca. 600 Millionen Euro im Jahr
Wirtschaftskraft der Studierenden: ca. 620 Millionen Euro im Jahr
Wirtschaftskraft durch wissenschaftliche Kongresse: mind. 30 Millionen im Jahr
Gewerbesteueraufkommen: ca. 11 Millionen Euro im Jahr
Anzahl der Gründungen von Absolventen: 1.700 im Jahr

Cornelia Schlößer für repotr-k.de/ Klöns Internetzeitung