„Kabarett spricht den Verstand und das Herz an“
Nicht weniger als ein satirisches Feuerwerk zur Lage der Nation versprechen der DGB, die VHS und Programmleiter Robert Griess für das erste politische Kabarett-Festival in Köln. Das will die Tradition des Kabaretts in Köln wieder neu beleben. „gerade in Krisenzeiten wollen die Menschen wieder mehr über Inhalte lachen“, erklärte heute Griess. So könnten in den vergangenen zwei Jahren alle Formen des politischen Kabaretts wieder einen größeren Zuschauer-Zulauf verzeichnen. Das Kabarett sei zudem ein wichtiger Bestandteil der politischen Bildung, betonte Gabriele Hammelrath, Leiterin des Amtes für Weiterbildung in Köln. Denn „ Kabarett spricht den Verstand und das Herz an“, so Hammelrath.

In der ersten Ausgabe des Festivals laden die Veranstalter zu drei verschiedenen Themen-Abenden ein. Am Eröffnungsabend, 4. Mai 2011, wird es eine „Große Hartz IV-Gala“ geben. Moderiert wird der Abend von Kölns bekanntestem Kabarettisten Wilfried Schmickler. Er hat deutsche Größen des Politik-Kabaretts zu Gast. Dazu gehören etwa Heinrich Pachl aus Köln und Simone Solga aus Hamburg. Sie wird mit ihrer Paradefigur, der Kanzlerin- Souffleuse, an den Rhein kommen. Weiterhin wird Arnulf Rating, ein Gründer der  Berliner Gruppe „3 Tornados“ und Macher des politischen Aschermittwochs in der Hauptstadt, zu Gast sein. Als junger Künstler wird zudem Nils Heinrich auf der Bühne stehen, der eine Woche nach seiner Show in Köln den Salzburger Stier verliehen bekommt.

Endabrechnung mit der Nation
Am zweiten Abend des Festivals gehört die Bühne im Forum der VHS der „jungen Garde“, wie Griess betonte. Die Besucher erwarten hier HG Butzko, der „freie Radikale“ aus Gelsenkirchen und Fatih Cevikkollu aus Köln-Nippes. Auftreten werden zudem Manfred Maurenbrecher, der „wohl Unbekanteste unter den bekannten Liedermachern“, so Griess. Turbulent wird es mit dem Bundeskabinett. Die drei Künstler streiten sich auf offener Bühne gerne einmal über den innerdeutschen Ost-West-Konflikt. Der Abschlussabend am 6. Mai gehört dann allein der „Schlachtplatte“ rund um Robert Griess. Zusammen mit den drei Solo-Kabarettisten Achim Konejung, Jens Neutag und Wolfgang Nitschke präsentiert er sich als Ensemble-Kabarett. Sie rechnen mit der Lage der Nation ab.

Nur noch wenige Karten vorhanden
Insgesamt werden an den drei Abenden 16 Kabarettisten auf der Bühne stehen. Im Gepäck haben die ihre eigenen Auftritte. „Die Zuschauer müssen bei solch einem geballten Kabarettisten-Treffen immer aber auch mit Überraschungen rechnen“, war sich Griess heute sicher. Der Abschlussabend am 6. Mai ist im Vorverkauf bereits ausverkauft. Karten für die Veranstaltung unter dem Titel „Schlachtplatte“ gibt es nun nur noch an der Abendkasse. Und auch für den Eröffnungsabend am 4. Mai sind im Vorverkauf nur noch wenige Karten erhältlich. Die Tickets kosten 24 Euro – nicht günstig, wie Kossiski einräumte. „Anders sind die Veranstaltungen jedoch nicht zu stemmen. Zudem bekommen die Zuschauer hier gleich mehrere Künstler an einem Abend geboten“, so der DGB-Vorsitzende. Insgesamt fasst das Forum der VHS im Rautenstrauch-Joest-Museum 300 Zuschauer pro Abend.



Kabarettist Robert Griess (l.) und Andreas Kossiski, Vorsitzender des DGB Köln-Bonn


Interview mit DGB-Vorsitzendem Andreas Kossiski und Kabarettist Robert Griess

Report-k.de: Warum beteiligt sich der Gewerkschaftsbund an einem Kabarett-Festival?
Andreas Kossiski, Vorsitzender des DGB Köln-Bonn: Der DGB hat einen gesellschaftspolitischen Auftrag neben seinen klassischen Aufgaben wie etwa der Tarifverhandlungen. Ich sehe es als Verpflichtung des DGB an, auch politische Bildung zu betreiben. Das politische Kabarett war dabei bis in die 80er Jahre ein wichtiges Instrument des DGB, um den Mächtigen einen Spiegel vorzuhalten. Diese Tradition wollen wir mit dem Festival neu beleben, denn heute gibt es nur noch wenige ‚Leuchtturm’-Künstler. Bei unserer Feier anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des DGB vor zwei Jahren haben wir noch einmal gemerkt, wie wichtig es den Menschen in Köln ist, gemeinsam zu debattieren, sich über politische Themen auszutauschen, aber auch über Politik zu lachen. Damals hatten wir zu unserer Feier Musiker und Kabarettisten eingeladen. Das war ein großer Erfolg.

Nach welchem Kriterium wurden die auftretenden Künstler eingeladen?
Kabarettist und Festival-Programmleiter Robert Griess: Mit dem Programm wollten wir die ganze Bandbreite der Szene vorstellen – junge und alte Künstler, Männer und Frauen, Ausländer und Deutsche sowie Musiker-, Figuren- und Ensemble-Kabarett – eine gesunde Mischung eben. Schließlich ist es ein wesentliches Merkmal, dass Kabarett von der Vielfalt der Persönlichkeiten selbst lebt. Mancher Künstler entwickelt dabei eine Kunst-Figur, mit der er die Bühne betritt, andere sprechen ganz aus sich selbst heraus. Da wir an jedem der drei Abende gleich mehrere, ganz verschiedene Kabarettisten auf die Bühne bringen, wird auf jeden Fall für jeden Humor-Geschmack etwas dabei sein.

Wird es im nächsten Jahr ein weiteres Festival geben?
Griess: Wir wollen unsere Veranstaltung als Festival im Mai etablieren. Dazu soll das Programm in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. So wollen wir bereits 2012 etwa mit der Comedia und dem Senftöpfchen zusammenarbeiten. Denn wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu den bereits bestehenden sehr guten politischem Kabarett in Köln. In den Institutionen können dann etwa auch Einzelvorstellungen stattfinden – etwa mit Kabarettisten aus der gesamten Bundesrepublik. Unsere Vision zielt natürlich dahingehend, dass wir irgendwann vielleicht einmal auch Künstler aus ganz Europa an den Rhein holen können. Das bleibt abzuwarten.

Kossiski: Im kommenden Jahr soll es zudem noch weitere Formate geben. So werden einige Kabarettisten, darunter auch Robert Griess, etwa Workshops anbieten, um weitere Nachwuchskünstler zu fördern. Insgesamt will das Festival künftig auch jungen Kabarettisten eine Plattform bieten. Wir verstehen uns vor allem als Ergänzung zu der bestehenden Tradition des politischen Kabaretts in Köln.

Herr Kossiski, auf welchen Kabarettisten freuen Sie sich ganz persönlich?
Kossiski: Ganz besonders gespannt bin ich auf den zweiten Abend des Festivals. Dann treten auf unserer Bühne insbesondere noch junge, eher unbekannte Kabarettisten auf. Bei Auftritten etwa von Wilfried Schmickler oder Heinrich Pachl weiß ich, dass ich ein gutes Programm bekomme. Nun bin ich neugierig auf neue Künstler. Ich freue mich natürlich auch auf die ‚alte Garde’, denn sie waren ein wichtiger Teil meiner Sozialisierung. Gespannt bin ich auch auf den Auftritt von Arnulf Rating. Ihn habe ich nun 30 Jahre nicht mehr auf der Bühne gesehen. Dabei hat er mich gerade in meiner Jugend sehr geprägt.

Infobox
1. Kölner Festival des Politischen Kabaretts
4. bis 6, Mai 2011
Forum der Volkshochschule
Im Rautenstrauch-Joest-Museum am Neumarkt
Karten: 24 Euro pro Abend
Start jeweils um 19.30 Uhr

4. Mai 2011 – die „Große Hartz IV-Gala“
Eine lange Nacht gegen soziale Ungerechtigkeiten: Wilfried Schmickler präsentiert Simone Solga, Nils Heinrich, Arnulf Rating und Heinrich Pachl

5. Mai 2011 – Krise?, welche Krise?
Die Welt im Live-Ticker: Robert Griess präsentiert Fatih Cevikkollu, HG Butzko, Manfred Maurenbacher und das Bundeskabinett

6. Mai 2011 – Schlachtplatte
Die Endabrechnung: 4 Kabarettisten für ein Halellujah mit dem Ensemble-Kabarett Achim Konejung, Jens Neutag, Wolfgang Nitschke und Robert Griess

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung